© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Parteitag der Piraten wählte neuen Vorstand
Im Intrigantenstadl
Henning Hoffgaard

Bernd Schlömer oder Sebastian Nerz? Eigentlich ist es völlig egal, wie der Chef der Piraten heißt. Inhaltliche Unterschiede sucht man beim Führungspersonal vergebens. Vertreten wird, was die Basis beschließt, und das ist im Zweifel links. Für eine Partei, die mit den Schlagwörtern „Freiheit“ und „Transparenz“ hausieren geht, ist die Zahl der auf dem Parteitag am Wochenende aufgestellten Denkverbote für ihre Mitglieder allerdings beeindruckend. Wer konservative Werte vertritt und einen polygamen Lebensstil vielleicht nicht sonderlich „flauschig“ findet, gerät schnell ins Fadenkreuz.

Die „Nazikeule“, mit der die Medien vor dem Parteitag in einer durchschaubaren Kampagne auf die junge Partei einprügelten, haben die Piraten nun gerne aufgehoben, um damit unerbittlich auf mißliebige „Parteifreunde“ loszugehen. Zumindest die gelebte Transparenz der meisten Mitglieder und Funktionäre ist vorbildlich. All die peinlichen Kleinkriege und Intrigen, die bei anderen Parteien in Hinterzimmern ausgelebt werden, sind für jeden, der es will, nachzuverfolgen. Ob einem die geballte Bösartigkeit nun gefällt, mit der die Piraten jene bedenken, die ihre Vision einer neuen digital geprägten Gesellschaft – die wir übrigens auch ganz ohne Piraten bekommen – nicht teilen, ist egal. Diese aus einem diffusen Überlegenheitsgefühl gespeiste Arroganz muß man nicht mögen. Sie ist jedoch wenigstens ehrlich.

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