© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Hubert Aiwanger, entschlossen will er die Freien Wähler zu bundesweitem Erfolg führen
Der Sturschädel
Michael Paulwitz

A Hund issa scho, der Aiwanger Hubert!“ Im Bairischen gilt das als Lob. Erst recht in Niederbayern, wo ein Menschenschlag erdiger Sturschädel mit Hang zum Anarchischen daheim ist. Einer von ihnen, der Rahstorfer Viehbauer Hubert Aiwanger, will hoch hinaus: Fraktionschef im Landtag, Landes- und Bundesvorsitzender der Freien Wähler ist er schon, in Staatsregierung, Bundestag und ins EU-Parlament will er noch. Die Schleswig-Holstein-Wahl am Sonntag sollte der nächste Triumph seiner „Volkspartei der Zukunft“ werden. Wenn da nur die Malefiz-Piraten nicht wären.

Momentan sind Aiwanger diese „Sprücheklopfer“ zu links: Drogenfreigabe, Grundeinkommen – Pfui Deifi! Doch am meisten fuchst ihn, daß die Piraten sein Hauptziel gefährden: Ministerpräsident Seehofer zu stürzen. Die würden wohl von CSU-Medien hochgejubelt, um die Opposition zu spalten, mutmaßt er. Den Nimbus der frischen Protestpartei haben sie den „Freien“ jedenfalls weggeschnappt.

Wo die gerade stehen, entscheidet Aiwanger gern allein und aus dem Bauch heraus. Vor dem Landtagseinzug holzte er im Juso-Jargon gegen „Großkonzerne“, sammelte die CSU-Linksabweichlerin Gabriele Pauli ein und strebte eine Viererkoalition mit Rot-Rot-Grün an. 2013 soll es ein Dreierbündnis mit den Grünen und dem neuen SPD-Hoffnungsträger Christian Ude richten. Der hat Aiwanger schon zum Ferkelstreicheln auf dessen Hof bei Landshut besucht.

Noch lieber wär er ja selbst Ministerpräsident statt Minister unter dem Obersozi. Für den Fall, daß beides nicht klappt, hat Aiwanger seine Wut auf die „brutale“ und „korrupte“ CSU derzeit taktisch eingemottet, läßt sich von Seehofer auch mal als „Koalitionspartner“ schmeicheln und wirbt mit seinem neuen Zugpferd Hans-Olaf Henkel mit strammer Kritik an Euro und ESM und mit Steuerreformen à la Kirchhof um enttäuschte schwarz-gelbe Wähler.

Für individualistische Freie Wähler sind Aiwangers Alleingänge und sein Führungsstil gewöhnungsbedürftig. Wer aufbegehrt, fliegt. An dem Multifunktionär kommt keiner mehr vorbei, er hat die Freien Wähler zur Ein-Mann-Show umgebaut, aber in Bayern auch zu ungeahnten Erfolgen geführt: Mit ihm haben sie es 2008 zweistellig ins Maximilianeum geschafft – nur zwei Jahre nachdem Aiwanger den Landesvorsitz erobert und die „CSU light“ auf anti-schwarzen Kurs getrimmt hatte. 2002 war das Neumitglied in der Kommunalwahl noch durchgefallen.

Auf dem elterlichen Hof sieht man den Vollzeit-Politiker kaum noch, dafür hat er im Landtag das „Bauer sucht Frau“-Problem gelöst: Der 41jährige Junggeselle ist seit neuestem mit einer Fraktionskollegin liiert. Soll ihn die „Bavaria“ auf dem Nockherberg doch als „brünftigen Hobbit“ derblecken: Der Aiwanger Hubert macht eh, was er will.

www.freiewaehler.eu

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