© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Haltungsnote
Der Ordnungsdenker
Christian Schwiesselmann

Für geistige Unabhängigkeit erhält man keinen Preis, sondern bezahlt regelmäßig einen. Daß der erstmals 2010 verliehene Ordo-Preis der „Jenaer Allianz zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft“ kürzlich an Hans Jörg Hennecke ging, ist eher die regelbestätigende Ausnahme.

Der 40jährige gehört zur seltenen Gattung von Politikwissenschaftlern, die nicht in das Ostinato der Sozialingenieure seiner Zunft einstimmen und eine Ausweitung der Staatstätigkeit zu immer neuen Umerziehungs- und Betreuungsprogrammen herbeibrummen. Als Schüler des emeritierten Bonner Zeitgeschichtlers Hans-Peter Schwarz hat er sich in die neo- und ordoliberalen Denkwelten von Ökonomen wie Friedrich August von Hayek und Wilhelm Röpke vertieft und beiden jeweils eine mustergültige Biographie gewidmet. Die Konservativen verdanken ihm die Neuherausgabe der Werke von Friedrich Gentz und Wilhelm Heinrich Riehl.

„Ich persönlich verstehe aber die Sozialwissenschaften nicht als angewandte Mathematik. Nicht alles, was zum Verstehen dieser Menschen wichtig ist, läßt sich wiegen, messen oder zählen. Vieles Wichtige läßt sich nur qualitativ verstehen. Für manches braucht man auch etwas Altmodisches wie Urteilskraft“, gab Hennecke in der Dankesrede an der Kölner Universität etwas von seinem wissenschaftlichen Ethos preis.

Zugleich formulierte der außerplanmäßige Professor an der Universität Rostock, der hauptberuflich für die Handwerkskammer Düsseldorf tätig ist, ein normatives Leitbild für das Denken in Ordnungen: „historisches Fingerspitzengefühl“; „Abneigung gegen Theorien“, die den Weltenlauf zu kennen glauben; „gesunde Skepsis gegenüber dem Machbarkeitsglauben rationalistischer Gesellschaftsplaner“; das Wissen um den „oft krummen und zufälligen Prozeß kultureller Evolution“.

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