© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Schlechtwetter für das Primaklima
Der Meteorologe Wolfgang Thüne kämpft mit seinem neuen Buch weiter gegen den „Treibhaus-Schwindel“
Klaus Peter Krause

Nur zwei schlichte Worte: Sapere aude. Was sich auf Latein so bewundernswert knapp ausdrücken läßt, dafür braucht die Übertragung ins Deutsche in der Formulierung von Immanuel Kant neun Worte: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Ihm zu folgen wäre auch gegenüber jener Politik geboten, die vorgibt, das „Klima schützen“ zu müssen und dies mittels Verdammnis von Kohlendioxid (CO2) sogar zu können. Wem es an diesbezüglicher Sachkunde fehlt, der kann sich diese verschaffen. Im jüngsten Buch des Meteorologen und Geographen Wolfgang Thüne wird sie geboten. Das sapere aude – der Leitspruch der Aufklärung – leitet auch den langjährigen Wetterexperten des ZDF.

Alles im Buch rankt sich um die Behauptung, die Menschheit verursache mit ihrem CO2-Ausstoß eine katastrophale Klimaerwärmung. Thüne nennt es das „Klimagespenst“, vor dem sich alle fürchten sollen. Er legt nicht nur offen (wie auch schon andere vor und neben ihm), daß die Behauptung ein global angelegter Riesenbetrug ist, sondern er erklärt, wann und wie er zustande kam, welche Interessen dahinterstecken.

Er zeigt, wie den Menschen Angst eingejagt wird, um sie für die geplante Ausbeutung, Reglementierung und Beherrschung gefügig zu machen, und warum sie sich das überhaupt gefallen lassen. Thüne schildert, wie sie mit Hilfe willfähriger Medien einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen werden und wie gnadenlos der Kampf um die Gedankenhoheit geführt wird. Der Physiker Ralf Tscheuschner nennt den Klima­betrug in seinem Nachwort den „größten wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und pädagogischen Skandal aller Zeiten“. Thüne selbst sieht in ihm „ein weltpolitisches Werkzeug, mit dem das politische, soziale und wirtschaftliche Klima in der Welt umgestaltet und eine neue Weltordnung errichtet werden soll“.

Thüne stellt klar, daß nicht das Klima das Wetter macht, sondern das Wetter das Klima, Ursache und Wirkung also vertauscht werden, und daß der Mensch das Klima ebensowenig zu „schützen“ vermag wie auch das Wetter, sondern daß er sich nur „vor“ dem Wetter schützen kann und nur „vor“ einem Klima wie beispielsweise in den Tropen, indem er sich dort passend kleidet. Aber die Akteure der CO2-Verteufelung hätten es verstanden durchzusetzen, daß das Wort „Klimaschutz“ allseits als Schutz „des“ Klimas begriffen werde und ein solcher Schutz möglich sei. Meteorologisch sei Klima nichts weiter als das „mittlere Wetter“ an einem Ort während einer festgesetzten Periode von dreißig Jahren, also ein Temperaturdurchschnitt.

Das Buch bietet viel Stoff, es enthält gelehrte Abschweifungen und philosophische Betrachtungen, es verlangt folglich vom Leser Durchhaltevermögen. Man liest vom Menschen als einer Kreatur der Natur, von der Angst als Führungs- und Verführungsinstrument, von Fallstricken menschlicher Erkenntnis, von Zivilisationskrankheit und Bewußtseinsspaltung, vom Beginn der Experimentalphysik mit Galilei, von Ursachen des Klimawandels, die unklar sind, von diffusen und unklaren Klimadefinitionen, von menschlicher Ohnmacht und Macht des Wetters, von Wissenschaftlern als Angstproduzenten und aktiven Erfüllungsgehilfen der Klimapolitik.

Den Klimaschutz sieht Thüne in die religiöse Dimension gehoben. Die Umweltbewegung als neue „Ökoreligion“ erhebe über die sieben großen Weltreligionen einen Führungsanspruch. „Sie hat den Klimaschutz zum Schöpfungsschutz deklariert, und alle haben untertänig genickt.“ Es gibt einen geologischen Exkurs in die Klimageschichte. Die Medien stehen, wie Thüne zu Recht wahrnimmt, im Spagat zwischen Information und Manipulation. Tatsächlich ist es schlimmer: Sie unterdrücken Tatsachen.

In Widerspruch zu anderen Kritikern der „Klimaschutzpolitik“ setzt sich Thüne, wenn es um die Frage geht, ob CO2 ein „Treibhausgas“ ist und auf die Erde einen wärmenden Effekt hat: „Der natürliche Treibhauseffekt, den die Klimaexperten zum Glaubenssatz erhoben haben“, so Thüne, sei „in Wirklichkeit ein intellektuelles Artefakt, das allen physikalischen Erkenntnissen hohnspricht. Der natürliche Treibhauseffekt ist gänzlich unnatürlich.“ Für die anderen Klimaschutz-Kritiker ist der Treibhauseffekt des CO2 sogar relativ stark, denn das natürliche CO2 sei (nach dem Wasserdampf) das zweitstärkste Treib­hausgas, aber der zusätzliche Treibhauseffekt durch das menschenverursachte (anthropogene) CO2 sei dagegen sehr klein.

Es gehe nämlich nicht um den Treibhauseffekt durch das natürlich entstehende CO2 an sich, sondern um den zusätzlichen Treibhauseffekt, den das zunehmende CO2 aus Industrie und Landwirtschaft bewirke. Doch das natürliche CO2 absorbiere bereits so gut wie alles spezifische Infrarot-Licht, so daß seine Konzentrationserhöhung durch anthropogenes CO2 daher zur weiteren Erderwärmung nur noch ganz wenig beitrage.

Selbst wenn sich der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre verdoppeln würde, ergebe der zusätzliche Treibhauseffekt nur eine Erwärmung zwischen 0,7 und 1,2 Grad Celsius (Klimasensitivität des CO2). Das sei unbedenklich, meinen die Klimaschutz-Skeptiker. Um diese Erwärmung zu erreichen, müßte man alle fossilen Reserven an Erdöl, Kohle und Gas verbrennen, was kaum geschehen werde. Es sei wie mit einer Pudelmütze: Eine wärme gut, zwei übereinander wärmten zwar auch, aber nicht viel besser. Oder mit anderen Worten: Der anthropogene Treibhauseffekt, wie ihn die Klimaschutz-Akteure behaupten, ist gänzlich unbeachtlich.

Tatsache ist ohnehin: Warm- und Kaltzeiten hat es in unregelmäßigen Zeitabständen in der langen Erdgeschichte schon immer gegeben – ganz ohne anthropogenes CO2. Was immer also die politisch Herrschenden und anderen Profiteure gegen das als Giftgas hingestellte CO2 und die vorgeblich menschenverursachte Klimaerwärmung tun (mit Gesetzen, Anordnungen, Zwangsdämmungen, Stromerzeugung mittels Wind, Sonne und „Biogas“, mit Abgaben, Steuern, CO2-Zertifikatehandel, Preisanstieg und vielen hundert Milliarden unnötigen Kosten), diese Vermessenheit wird gegen das Erdklima nichts, aber auch gar nichts ausrichten. Denn die Klimaverhältnisse auf der Erde werden vom Wetter bestimmt.

Und das Wetter ist – mit Thünes Worten – „ein unabwendbares Naturereignis, mit dem der Mensch leben, an das er sich anpassen, dem er sich fügen und unterordnen muß. Am irdischen Wetterverhalten wird sich nichts ändern. Das Wetter wird der Menschheit das bleiben, was es schon immer war, ein Rätsel.“

Wolfgang Thüne: Propheten im Kampf um den Klimathron, Verlag CCS New Media, Oppenheim 2011, broschiert, 591 Seiten, 24,80 Euro

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