© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Streit ums Betreuungsgeld
Familienfeindlich
Jürgen Liminski

Frankreich und Schweden gelten als die Vorzeigeländer in der Familienpolitik. Die hessische Landtagsabgeordnete Bettina Wiesmann (CDU) hat jüngst in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Beträge genannt, die in diesen Ländern für die Anerkennung der elterlichen Erziehungsleistung, vulgo Betreuungsgeld, gezahlt werden. Sie liegen in Frankreich im Falle einer fünfzigprozentigen Teilzeiterwerbstätigkeit bei 420 Euro für das zweite Kind, und wenn die Erwerbstätigkeit ganz unterbrochen wird, sind es 790 Euro. In allen nordischen Ländern gibt es ein Betreuungsgeld, Norwegen zahlt zwischen 430 und 660 Euro, in Schweden ist es mindestens doppelt soviel wie in den Plänen der Bundesregierung.

Wo ernsthaft über Wahlfreiheit und Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf nachgedacht wird, ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Erziehungsarbeit von Eltern auch finanziell anerkannt wird. Hierzulande nicht.

Das liegt zum einen daran, daß die Debatte um das Betreuungsgeld weniger mit Argumenten als mit Emotionen und ideologischen Vorurteilen geführt wird. Es liegt aber auch an der prinzipiellen Familienfeindlichkeit des politisch-medialen Establishments – von links bis fast in die Mitte. Und damit hat man dieses Establishment schon ziemlich voll erfaßt.

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