© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Neue Führung der Linkspartei
Gysis Schiffbruch
Hinrich Rohbohm

Die Linkspartei hat gewählt. Mit der Wahl von Katja Kipping und Bernd Riexinger zum Vorsitzenden-Duo haben sich die Personalentscheidungen ganz und gar nicht nach dem Geschmack von Fraktionschef Gregor Gysi entwickelt. Sein Wunschkandidat war der sogenannte Reformer und an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der KPdSU in Moskau ausgebildete Dietmar Bartsch. Mit ihm wollte Gysi die alte Dame Linkspartei zum attraktiven Fräulein aufmöbeln, das in der Lage ist, von SPD und Grünen für etwaige Regierungskoalitionen als attraktiv befunden zu werden.

Bartsch scheiterte. Und mit ihm nun auch die Strategie Gysis, an die Fleischtöpfe der Macht zu gelangen. Denn nun drohen die manchmal arg abgedreht wirkenden Westgenossen, das Ruder zu übernehmen und das rot-rot-grüne Traumschiff zum Kentern zu bringen, noch bevor es in See stechen kann.

Kein Wunder, daß sich Gysi auf dem Parteitag zu einer regelrechten Brandrede gegen seine Partei hinreißen ließ. Wird es ihm nicht gelingen, die Linke wieder ins reformsozialistische Fahrwasser zu lenken, sollte man nicht zu sehr überrascht sein, wenn der geschickte Rhetoriker bald den umgekehrten Lafontaine-Weg einschlägt und in die Reihen der SPD wechselt. Um Dietmar Bartsch jedenfalls werben die anderen Genossen schon.

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