© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Die Drogeriekette Schlecker wird endgültig zerschlagen
Aus und vorbei
Markus Brandstetter

Am 27. Januar 2012, vier Tage nachdem die Drogeriekette Schlecker Insolvenz angemeldet hatte, war in dieser Zeitung zu lesen: „Von den noch etwa 7.000 Märkten in Deutschland werden keine tausend überleben, und die werden eines Tages nicht mehr Schlecker gehören. Als Zukunftsvision kann Schlecker nur anbieten, irgendwann so zu werden, wie es die anderen schon sind. So etwas hat noch selten funktioniert.“

Und genau so ist es gekommen: Am 1. Juni haben die Gläubiger beschlossen, den Betrieb einzustellen und die restlichen Vermögenswerte zu verkaufen. Lediglich die über 800 Schlecker-XL- und „Ihr Platz“-Läden fanden einen Käufer. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend: Auf der einen Seite war kein Investor in Sicht, der die vom Insolvenzverwalter geforderten 300 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hätte. Zum anderen waren die Hauptgläubiger nicht mehr gewillt, jeden Monat mehrere Millionen Euro an frischem Geld den alten Verlusten hinterherzuwerfen. Es gibt einige Leute, die jetzt eigentlich mit extrem roten Köpfen herumlaufen müßte. Beispielsweise einige „Handelsexperten“, die monatelang erklärt hatten, daß eine Sanierung durchaus Erfolg haben könne. Dann die Vertreter der Gewerkschaft Verdi, die zwar täglich Staatshilfen verlangten, sich aber einem Sanierungstarif für die Mitarbeiter stur verweigerten. Ganz sicher doch auch die rot-grünen Wirtschaftsexperten, die seit Insolvenzanmeldung immer nur dieselbe alte Folklore-Platte aufgelegt hatten, wo einer zur Zither singt: „Wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo dein Staat daher.“

Und irgendwie auch der Insolvenz­verwalter, der selbstbewußt erklärt hatte, bis Pfingsten hätte er die ganze Kette an einen Investor verkauft, und am Ende mit leeren Händen dastand. Mit weniger Wunschdenken, mehr Einsicht in wirtschaftliche Zusammenhänge und mehr Lebenserfahrung wäre allen Beteiligten schon vor langer Zeit klar gewesen: Diese Kiste fliegt nicht mehr.

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