© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/12 15. Juni 2012

Meldungen

EU-Grenzkontrollen: Nur „Schönwetter-Solidarität“

hildesheim. Aus Angst vor Hooligan-Tourismus zur Fußball-Europameisterschaft hat Polen eine Ausnahmegenehmigung der EU entgegen dem Schengener Abkommen erhalten und kontrolliert seit Anfang Juni wieder den Reiseverkehr an Oder und Neiße. Der Kriminologe und Historiker Andreas Pudlat vom Hildesheimer Institut für Geschichte, der sich seit Jahren dem Schengen-Prozeß widmet, hält die angestrebte befristete Wiedereinführung von Grenzkontrollen für richtig. Sie dürfe nicht auf „Ereignisse mit positivem Identifikationspotenzial, wie Sportveranstaltungen, beschränkt werden“. Pudlat sieht darin auch keinen „antieuropäischen Rückfall in Nationalismus“, sondern einzig die Bestätigung des nationalstaatlichen Gewaltmonopols. Man müsse eher fragen, ob es nicht eine „Schönwetter-Solidarität“ sei, wenn „europäische Partner mit objektiven Problemen ihrer Grenzsicherungspflichten zwar formaljuristisch gemessen, aber sonst im Stich gelassen werden“. (ob)

www.uni-hildesheim.de

 

Moll statt Dur: Facetten der Modernisierung

berlin. Es klingt immer trauriger. Während noch in den sechziger Jahren die Popmusik „fröhlich“ klang, weil 85 Prozent der Stücke in Dur-Tonarten komponiert wurden, dominieren heute die Moll-Tonarten mit 58 Prozent. In einer Studie für das „Exzellenzcluster ‘Languages of Emotion’“ werteten der kanadische Musikpsychologe Glenn Schellenberg und der Soziologe Christian von Scheve von der FU Berlin mehr als tausend Titel der US-Top 40 Charts aus den jeweils letzten fünf Jahren vergangener Dekaden aus und stellten eine klare „Tendenz zu zunehmend trauriger Musik“ fest, da die meisten Musikhörer in langsamen Moll-Stücken Traurigkeit und mit schnelleren Dur-Stücken Fröhlichkeit assoziierten (Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts, 2/12). Obwohl auch die Texte der Popsongs „selbstbezüglicher und negativer“ wurden, könne man trotzdem keine Rückschlüsse auf gesellschaftlichen Pessimismus ziehen: Daß „Gefühle zunehmend in den Mittelpunkt rückten“, so Scheve, sei eher „eine wichtige Facette der Modernisierung“. (bä)

www.apa.org

 

Erste Sätze

Ein scharfsichtiger Beobachter des westlichen Europa, der Schweizer Herbert Lüthy, bemerkte einmal, der „erschreckendste Zug“ des heutigen Deutschland sei seine „Geschichtslosigkeit“.

Theodor Litt: Die Wiedererweckung des geschichtlichen Bewußtseins, Heidelberg 1958

 

Historisches Kalenderblatt

17. Juni 1972: Fünf Ein-brecher werden im Wahlkampfhauptquartier der Demokratischen Partei im „Watergate-Hotel“ in Washington ertappt. Der sich mit der Straftat offenbarende Politskandal führt 1974 zum Rücktritt von US-Präsident Richard M. Nixon.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen