© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Parlamentsneuwahl in Griechenland
Bis zum bitteren Ende
Jörg Fischer

Dank der Besonderheiten des griechischen Wahlrechts ging der zweite Urnengang innerhalb von sechs Wochen jetzt so aus, wie die vermeintlichen Euro-Retter gehofft hatten: Die Nea Dimokratia (ND) und die Sozialisten (Pasok) haben eine klare, zusammen mit der Linkspartei Dimar sogar eine komfortable Parlamentsmehrheit. Die Krisenpläne in den EU-Hauptstädten und Finanzmetropolen konnten vorerst in den Schubladen bleiben, die vor allem von den Steuerzahlern in Deutschland verbürgten Milliarden werden weiter fließen. Die risikofreudigen Besitzer griechischer Anleihen können auf Erträge hoffen und das griechische Faß ohne Boden auf neue Zuflüsse.

Doch der knappe Sieg der angeblichen Befürworter des Spardiktats der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF ändert nichts an der prekären Lage. ND und Pasok haben Griechenland seit dem EWG-Beitritt 1981 abwechselnd regiert – Korruption und Vetternwirtschaft feierten unter ihrer Herrschaft fröhliche Urständ, Subventionsbetrug mit den Fördermilliarden aus Brüssel und gefälschte Haushaltszahlen vor und nach dem Euro-Beitritt inklusive. Warum sollte sich daran etwas grundlegend ändern? Die künftige Regierung in Athen kann sogar auf ein weiteres Entgegenkommen der Geldgeber hoffen, denn die Euro-Zone soll unverändert Bestand haben – koste es, was es wolle. Das geht solange gut, bis auch die deutsche Bonität verspielt ist.

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