© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Katastrophismus-Theorien: Römische Reichskrise im dritten Jahrhundert
Vulkanausbrüche und die Phantomzeit
(wk)

Der Katastrophismus ist eine wissenschaftliche Lehre, welche besagt, daß der Verlauf der Menschheitsgeschichte vorrangig durch negative Umweltfaktoren determiniert wurde. Allerdings lassen sich längst nicht alle politisch-sozialen Umwälzungen in der Vergangenheit auf Naturkatastrophen zurückführen. Das gilt auch für den Beginn der römischen Reichskrise um 238 n. Chr., dem turbulenten „Sechs-Kaiser-Jahr“. Jetzt aber wird in der Zeitschrift Zeitensprünge (1/2012) doch eine Erklärung für die Ereignisse ab 238 präsentiert, in der sich katastrophistisches Denken mit Chronologiekritik paart. Das Ganze basiert auf den Proben, die im Rahmen des „European Project for Ice Coring in Antarctica“ gewonnen wurden. Diese Bohrkerne zeigen auffällige Sulfat-Maxima für die Zeit um 535 n. Chr., wohl als Folge eines gigantischen Vulkanausbruchs in Asien. Unter Bezug auf die These vom „erfundenen Mittelalter“, deren Kernaussage lautet, daß die Zeit zwischen 614 und 911 ein bloßes Konstrukt sei, verlegt Volker Friedrich („Eiskerne und Chronologie-Rekonstruktion“) die Eruption und deren negative Folgen für das Leben auf der Erde kurzerhand um 297 Jahre zurück und landet damit exakt im bewußten römischen Krisenjahr – ohne freilich auch nur im geringsten zu reflektieren, daß 535 gar nicht in die angeblichen „Phantomjahrhunderte“ fällt.

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