© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/12 29. Juni 2012

Zeitschriftenkritik: liberal Werner Olles
Debatten zur Freiheit
Clemens Taeschner

Alles Zufall? Parallel zur parlamentarischen Wiederbelebung der FDP erscheint die erste Ausgabe des neu konzipierten und gestalteten Vierteljahreshefts liberal. Das von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit herausgegebene Magazin liefert mit seinem neuen Auftritt jenes freiheitliche Bekenntnis, das die mit Lippenbekenntnissen hausierende Führungsspitze um Philipp Rösler bis heute vermissen läßt. Hatte in der letzten liberal-Ausgabe unter alter Ägide der glücklose Parteichef noch nach Wendehals-Manier das Mantra „Wachstum“ gepredigt (JF 20/12), liest nun Gastautor Roland Tichy (Wirtschaftswoche) all jenen die Leviten, die einen „Wachstumspakt für Europa“ fordern. Überhaupt wirkt das ganze Heft wie eine Philippika gegen den zeitgeistkonformen FDP-Kurs. Möglich ist dies, weil der Herausgeber die Produktion des Heftes an ein Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt ausgegliedert hat. Die damit einhergehende inhaltliche Freiheit – Selbstverlautbarungen der FDP-Spitze fehlen gänzlich – zeigt sich programmatisch im Aufsatz des Publizisten Wolfram Weimer.

In seinem Beitrag „Go Gauck“ attestiert der Cicero-Gründer den Liberaldemokraten „schwere Fehler“. Ihre Lieferschwierigkeiten begründeten sich in ihrem Opportunismus. Dabei dämmere längst „eine Tugendrepublik herauf, in der Hohepriester des Gutmenschentums uns mit ihren Geboten umstellen: Du sollst kein Fleisch essen und kein Kaminfeuer anzünden, du sollst nicht Glücksspielen (es sei denn bei staatlichen Lottogesellschaften), du sollst nicht nach Leistung beschäftigen, sondern nach Geschlecht und Herkunft.“ Überhaupt sei „jede einzelne Steuererklärung in Deutschland ein Beweis für Gaucks These vom Freiheitsdefizit“. Diese zu untermauern, dokumentiert das Heft Gaucks eindrückliche Freiheitsrede von April 2009. Als Gewährsmann wird auch der legendäre Publizist Johannes Gross zitiert, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. In der Erinnerung an Gross – ergänzt um einige seiner bestechenden Aphorismen – wird auf dessen geradezu visionäres Plädoyer von 1993 hingewiesen, als er Gauck „unverdrossen zum Bundespräsidenten“ vorschlug.

Eine schonungslose Kritik an der „Weltrettung mit Nebenwirkung“ übt Publizist Michael Miersch, indem er – illustriert von Bernd Zeller – beispielhaft die katastrophale Bilanz praktizierter „Umwelt- und Klimapolitik“ auflistet und die verhängnisvolle Feigheit von SPD, FDP und CDU geißelt, die „die moralpolitischen Blaupausen“ der Grünen übernommen hätten.

Fortgesetzt wird dieses Thema im Interview mit Alexander Neubacher („Es kann nicht ewig fünf vor zwölf sein“) über dessen aufklärerisches Buch „Ökofimmel“. Unbedingt lesenswert sind auch einige Länderberichte, etwa über die fatalen Auswirkungen der interventionistischen Wirtschaftspolitik in Argentinien („Viel Krieg um nichts“), das freiheitliche Selbstverständnis der USA und das mit dem Sozialisten Hollande drohende „Unheil“. Wie die Freiheit zu retten sei, schildert schließlich Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Paqué in seinen ordnungspolitischen Ausführungen, die im nächsten Heft fortgesetzt werden.

Kontakt: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Reinhardtstraße 12, 10117 Berlin. Das Einzelheft kostet 10,40 Euro, ein Jahresabo für sechs Hefte 38 Euro.

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