© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Denkmal für das Bomber Command in London
In gutem Glauben
Doris Neujahr

Königin Elisabeth II. hat in London ein Denkmal für die 55.000 britischen Bomber-besatzungsmitglieder eingeweiht, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen waren. Bisher war eine offizielle Ehrung unterblieben in dem Gefühl, daß die 600.000 deutschen Zivilisten, die das „Bomber Command“ zu Tode gebracht hatte, nicht eben rühmenswert waren.

Die Ungerechtigkeit gegenüber den toten Soldaten war stets evident: Die meisten waren blutjung und in gutem Glauben in die Schlacht gezogen, in die ihre Führung sie geschickt hatte. Nicht wenige ihrer überlebenden Kameraden haben nachträglich die Schande ihrer Tätigkeit empfunden. Vor allem den Familien der Gefallenen sei es gegönnt, daß ihre toten Söhne von der Nation symbolisch heimgeholt werden.

Die triumphalistische Architektur negiert allerdings das verursachte Leid. Das führt zur Einsicht, daß eine gemeinsame europäische Erinnerung gar nicht existiert. Das Problem liegt mehr in der Bundesrepublik als in Großbritannien. Nachdem die hiesigen Funktionseliten die damaligen Deutschen als Trägerkollektiv eines absolut Bösen zur Ächtung freigegeben haben, müssen auch die Briten sich nicht mehr genieren, jene zu preisen, die an der Dezimierung der verworfenen Population unter hohem persönlichem Risiko mitgewirkt haben.

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