© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Grüße aus Allenstein
Deutsches Element
Volkmar Reuss

In Allenstein bekommt das historische Wahrzeichen und Wappen der Stadt – der heilige Jakobus – langsam aber sicher Konkurrenz von dem sogenannten heidnischen „Baben“, der im Schloßhof steht. Diese steinerne Figur verkörpert einen pruzzischen Priester oder eine pruzzische Gottheit, die ein Trinkhorn hält. Sie ist Zeugnis der heidnischen Vergangenheit der pruzzischen Region Warmia. Ursprünglich stand sie in Barten (Barciany) und wurde 1948 nach Allenstein gebracht.

Nun entdeckten die Schüler der staatlichen Kunstoberschule, den Baben für sich, schufen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft Repliken und stellten sie vor das Allensteiner Rathaus. Bunt bemalte Baben, die charakteristische Bekleidungsstücke tragen, symbolisieren die Nationen, die am Turnier in Polen und der Ukraine teilnahmen. So der dänische Wikinger mit Hornhelm auf dem Kopf und Drachenboot auf dem Rücken, der grasgrüne irische Babe oder der weibliche ukrainische Babe mit blonden Zöpfen und in Volkstracht. Deutschland wird von einem Ritter präsentiert, der das Rathaus bewacht. Sein Mantel ist schwarzrotgold, und in seinen Händen hält er einen weißen Schild mit schwarzem Kreuz. Er steht direkt vor der Rathaustreppe und wurde nun nur von dem spanischen Baben überholt, der mittlerweile die Treppe erklommen hat.

Überhaupt blühte das deutsche Element im südlichen Ostpreußen nach dem Sommerfest der Landsmannschaft Ostpreußen (JF 26/12) nun auch bei der Fußball-EM ein wenig auf. Eines der ältesten Lokale am Markt – das Altstädtische Restaurant („Staromiejska“) – setzte typisch deutsche Spezialitäten auf seine Speisekarte, und mit etwas Glück erblickte man sogar Autos mit polnischem Kennzeichen, geschmückt mit schwarzrotgoldener Fahne.

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