© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Meldungen

Studie: Mangelnde Geschichtskenntnisse

BERLIN. Rund 40 Prozent der Jugendlichen in Deutschland können nicht zwischen Demokratie und Diktatur unterscheiden. Annähernd jeder vierte hält den Nationalsozialismus für durch demokratische Wahlen legitimiert, etwa jeder dritte bescheinigt das der DDR. Das geht aus der Studie „Später Sieg der Diktaturen?“ des Forschungsverbunds SED-Staat an der Freien Universität Berlin hervor, für die knapp 7.500 Neunt- und Zehntkläßler aus fünf Bundesländern befragt wurden. Danach bezeichnet nur gut die Hälfte der befragten Schüler die alte Bundesrepublik und nur etwa 60 Prozent das wiedervereinigte Deutschland als Demokratie. (tha)

 

FU Berlin: Ideologie zwischen Freud und Marx

LAHNSTEIN. Für den verbliebenen Rest des unter alliierter Besatzung wieder kommod etablierten (West-)Berliner Bildungsbürgertums gab es um 1980 einen festen Termin im Kalender: die Vorlesung des Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich im Henry-Ford-Bau der Freien Universität. Der linksliberale Dozent des Jahrgangs 1927, der zu den Mitbegründern der FU zählt, stellte indes die konventionelle bürgerliche Wertewelt seiner Zuhörerschaft in jeder Minute seines peripatetischen Vortrags zur Disposition. Heinrich verstand es, seinen eigentlich recht biederen „Antifaschismus“ in einer gelehrten Suada zu verpacken, die die Vorsokratiker mit Freud und Adorno mixte. Mit dem Titel „Religion und Gesellschaft – Marxistisch-Freudianisch“ führen daher Harald Seuberts „Überlegungen zum Werk von Klaus Heinrich“ (Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau, 1/2012) ins Zentrum dieser facettenreichen Ideologieproduktion. Seubert, der Heinrichs Prägung durch Paul Tillichs christlichen Sozialismus präzise erfaßt, geht indes weniger dessen Verhaftung in der 68er-Weltanschauung nach. Er glaubt vielmehr, gerade mit der „Ideologieresistenz“ seiner „tiefenanalytischen Religionsphilosophie“ die gegenwärtige „kulturwissenschaftliche Verflachung des Religionsbegriffs“ korrigieren zu können. (ob)

 

Populärkultur: Nosferatus nordische Verwandtschaft

BERLIN. Schauerliteratur und Horrorfilm, Genres der Populärkultur des 20., die sich auch im frühen 21. Jahrhundert noch größten Zuspruchs erfreuen, kommen mit vier Figurentypen aus: Gespenst, Vampir, Zombie, Ghul. Ihre Ursprünge in der Kollektivphantasie führen tief ins Mittelalter zurück, doch mit den Untoten-Vorstellungen dieser fernen Zeit haben die modernen Motive und Bilder nichts mehr gemein. So spielte für den Vampir-Mythos, den der Göttinger Skandinavist Matthias Teichert neu unter die Lupe nimmt (Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 1/2012), das heutige „Alleinstellungsmerkmal“ Blutsaugen bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur eine marginale Rolle. Zudem grenzten erst schauerromantische Figuren wie Dracula und Nosferatu den Mythos auf das orthodox geprägte Südosteuropa ein. Teichert sieht darin nur eine späte, regionale Variante des Mythos vom wiederkehrenden Toten, der sich im nordgermanischen Kulturraum bereits um 1200 nachweisen läßt. In vielfältiger Erscheinungsform spazieren Nosferatus Verwandte durch die isländische Sagaliteratur. Als Protagonist einer „kommunistischen Spiegelgesellschaft“ im „klassenlosen Massengrab“ tauche dieser Untoten-Typus auch in der modernen Horrorliteratur, etwa bei Edgar Allan Poe, wieder auf. (ck)

 

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