© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Bekenntnis zum Schönen
Eine Nachlese zum Mozartfest in Würzburg
Werner Dremel

Das Mozartfest Würzburg ist sich über viele Jahrzehnte treu geblieben – als ein Bekenntnis zum Schönen, was man von anderen Festspielen, vor allem im Bereich der Oper, nicht mehr sagen kann, wo Entstellung, Lächerlichkeit und Häßlichkeit dominieren. Manchmal spielt das Wetter zwar nicht mit, wie dieses Mal, und die Serenade mußte nach innen verlegt werden. Trotzdem war das Konzert ein Erlebnis. Ein präziser junger Dirigent, Andrea Sanguineti, leitete das Philharmonische Orchester Würzburg. Nach Werken von Mozart hörte man die „Sinfonie classique“ von Sergej Prokofjew. Wieder ein Beispiel, daß der Graben nicht zwischen klassischer und moderner Musik verläuft, sondern zwischen guter und schlechter; das Werk sprüht vor Einfällen, ist geistreich und liebenswert.

Das elegante Trompetenkonzert von Hummel, gespielt von Manuel Blanco, oder die Sinfonie in D-Dur von Antonio Salieri, voller musikalischen Witzes, oder die Follia von Eybler, eine Komposition im Barock-Stil, nach einem aufwühlenden Werk von Corelli, zeigen bereits die Höhe der Musikkultur dieser Zeit. Aber dann leuchtet ein Bach oder Mozart, ein Beethoven oder Wagner auf und überstrahlt alle anderen. Daß Würzburg die ganze Fülle der Meister vor und nach Mozart einbezieht und Verbindungen hergestellt werden, daß eine Reihe von Aufführungen speziell für Kinder gemacht sind und junge Talente einen festen Platz im Programm haben – dies alles beschert dem Mozartfest seinen internationalen Rang in bester deutscher Musiktradition.

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