© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Haltungsnote
Zürichs Softie
Christian Schwiesselmann

Wäre der erste Männerbeauftragte im deutschsprachigen Raum der Deckel auf den überschäumenden Topf frecher Feministen, müßte man der Stadt Zürich dankbar sein. Doch ob der zum 1. Juli engagierte Stelleninhaber künftig gegen die Umkehrung der Diskriminierungsverhältnisse vorgeht, darf bezweifelt werden.

Markus Theunert „konvertierte“ schon als 15jähriger zum Feminismus, jener Religion kurzhaariger Frauen, die das Wort „Erbsünde“ für ein Maskulinum hält. Bald galt der 1973 geborene Psychologe als „Frauenversteher“ – und mußte erleben, daß die „schönsten Frauen“ in ihm bloß den „feinfühligen Kumpel“ sahen, beichtete er dem Emanzenblatt Emma.

Heute ist der Gründer der Schweizer Männerzeitung (2000) kaum gescheiter: Er will den absurden Forderungen der „Ibsenweiber“ (Oswald Spengler) kein Paroli bieten, sondern die Männer umerziehen: „Mich interessiert die Frage, wie wir Männer dahingehend stärken können, die eigenen Wahrnehmungen und Anliegen zu artikulieren. Sobald Männer die Gleichstellung zu etwas eigenem machen, geht es im Eilzugtempo vorwärts. Aber solange sie in diesem passiven Widerstand drin sind, passiert nicht viel ...“

Damit dürfte Theunert die von ihm als einseitig kritisierte Gleichstellungspolitik nicht aufbrechen, sondern eher verfestigen. Der Berufssoftie, der seit 2007 in der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen sitzt, möchte Ungerechtigkeiten nicht gegeneinander aufrechnen – lieber mimt er bereitwillig den „nützlichen Idioten“. Im Gegenzug preist Emma sein Buch „Männerpolitik – Was Jungen, Männer und Väter stark macht“ (2012) an, das mit dem „Geschrei der Maskulisten“ rein gar nichts zu tun habe. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, schließlich lebt der Beratungsunternehmer bislang gut vom Geschlechterkampf.

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