© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Die Rückkehr der Urzeitkrebse
Das legendäre „Yps“-Heft der siebziger und achtziger Jahre kommt als Magazin für Erwachsene wieder
Marcus Schmidt

Tausche das Um-die-Ecke-guck-Fernrohr gegen das Original Futter für die Urzeitkrebse!“ Mit etwas Glück schafft es diese Anzeige in das nächste Yps-Heft. Denn der legendäre Kinder- und Jugendheft-Klassiker der siebziger und vor allem achtziger Jahre steht vor seiner Neuauflage. Die Zielgruppe bleibt die gleiche – das heißt, das neue Heft, das am 11. Oktober erstmals erscheinen soll, wendet sich an alle, die das 2000 eingestellte Yps auch früher schon gelesen haben. Denn die Neuauflage wirbt nach Angaben des Egmont Ehapa Verlages um die „Kinder von früher“, die heute immerhin auch schon im Alter von 30 bis 45 Jahren sind.

Auf der offiziellen Yps-Seite bei Facebook werden daher schon jetzt Anzeigen für den einst so beliebten Anzeigenteil im neuen Heft gesammelt. Gleichzeitig dient die Seite als Testfeld und Ideensammlung für den Neustart. Und die Facebook-Seite dürfte den Machern Mut machen. Nach der Ankündigung der Neuauflage stieg die Zahl der Fans innerhalb kürzester Zeit um mehrere tausend auf jetzt gut 48.000 Nutzer. Seitdem sammeln sich auf der Seite die meist überschwenglichen Kommentare einstiger Yps-Leser, die in Erinnerungen schwelgen und die neue Ausgabe kaum noch erwarten können.

Bereits einmal ist der Versuch gescheitert, Yps als Erwachsenenzeitung wiederzubeleben. Im Jahr 2005 brachte der Verlag ein Testheft mit einer Auflage von 150.000 Exemplare an den Start, Zielgruppe damals waren auch schon die Leser von einst, doch nach drei weiteren Ausgaben war 2006 wieder Schluß.

Nun also ein neuer und vermutlich finaler Versuch, das Heft mit dem karierten Känguruh wiederzubeleben. Die Zeitschrift wolle Kindheitserinnerungen wecken, ohne kindlich zu wirken, gibt der Verlag die Marschrichtung vor: „Yps übersetzt die Themen von damals inhaltlich und optisch in die jetzige Lebenswelt der Leser.“ Die Wahl des künftigen Chefredakteurs zeigt zumindest, wohin die Reise geht. Christian Kallenberg verantwortete bis 2010 das Männermagazin FHM. Und so werden die Leser künftig neben den traditionellen Comics auch Themen wie Mode, Autos und Technik finden.

Das Magazin soll mit einer Druckauflage von 120.000 Exemplaren starten und stolze 5,90 Euro kosten. Wenn das erste Heft genügend Leser findet, könnte es ab 2013 regelmäßig erscheinen. Auch die legendären Gimmicks, die den Heften beilagen und den eigentlichen Kaufanreiz boten, soll es wieder geben. Leser von einst erinnern sich noch an die Vorrichtung, die es ermöglichte, eckige Eier zu formen, diverse Ausrüstungsgegenstände für den Nachwuchsagenten oder das auch im elterlichen Garten nützliche Überlebensset – inklusive einer Notration Traubenzucker. Nicht zu vergessen der schwarze Solarzeppelin, der zu einem Anstieg der Ufo-Sichtungen in Deutschland führte.

Die Qualität der Gimmicks war indes mitunter eher zweifelhaft. So entpuppte sich das sogenannte „Überlebenszelt“ bei näherem Hinsehen als übergroßer blauer Plastikmüllsack – dem Spaß tat das meist dennoch keinen Abbruch. Für die Neuausgabe kündigt der Verlag nun etwas nebulös „Gimmicks und Gadgets für Agenten, Forscher und andere Erwachsene“ an.

Welchen Stellenwert das Buch für die Erinnerungskultur der heutigen 30- bis 45jährigen hat, zeigt passenderweise gerade das „Retro-Lexikon“ der Siebziger und Achtziger mit dem Titel „Generation Yps“ – inklusive einer auf dem Schutzumschlag klebenden Tüte der legendären Urzeitkrebse, die Yps als Gimmick mehr als 20mal beilagen. Das Buch selbst bietet neben der Erinnerung an zahlreiche Yps-Erlebnisse das ganze Spektrum der damaligen Populärkultur. Von Ilja Richters „Licht aus – Spot an!“ über Werbeklassiker wie die „Klementine“-Waschmittelspots bis hin zu einer alphabetischen Liste mittlerweile verschwundener Dinge von A wie Achselhaare über D wie Dauerwelle und N wie Negerkuß bis hin zu W wie Wehrpflicht. Der Buchstabe Y fehlt übrigens, aber darüber wird sich spätestens im Oktober auch niemand mehr beschweren.

Antje Steinhäuser, Veronika Immler: Generation Yps. Das Retro-Lexikon unserer wilden Jugend. Riva Verlag, München 2012, gebunden, 247 Seiten, 14,95 Euro

www.facebook.com/yps.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen