© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Meldungen

Pandemie im Wartestand: Laue Virenkontrolle

WEINHEIM. Von 2003 bis Februar 2012 gab es weltweit 584 Krankheitsfälle durch den Vogelgrippevirus H5N1. 60 Prozent der Erkrankungen verliefen tödlich. Trotz dieser eher geringen Zahlen warnt der Wissenschaftsautor Michael Groß (Nachrichten aus der Chemie, 6/12), gebe es Anlaß zur Sorge. Denn Forschergruppen in Rotterdam, Wisconsin und Tokio haben H5N1-Mutanten und damit für den Menschen gefährliche Grippeerreger erzeugt. Aus Angst, diese Resultate könnten eine Biowaffenherstellung ermöglichen, lehnten Nature und Science eine Publikation ab. Erst Ende März stimmte das für Bioterrorismus zuständige Gremium der US-Regierung einer Veröffentlichung zu. Die Kenntnis der Mutationen ist zur effizienten Überwachung natürlicher Virenstämme unverzichtbar. Die müsse dringend verbessert werden, da 2010 bei 21 Milliarden Stück Federvieh nur 1.000 Sequenzen von Grippeviren aus 400 Proben gewonnen wurden. (rs)

 

Kultursensible Pflege noch wenig nachgefragt

BERLIN. Derzeit haben erst acht Prozent der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund das 65. Lebensjahr überschritten. 2030 sollen es 25 Prozent sein. Pflegedienste und Heime offerieren bereits „kultursensible Pflege“. Doch ist deren Anspruch an die Betreuung oft so hoch, daß ihr kaum eine Einrichtung gerecht werden kann. Das erklärt, warum 70 Prozent der mitteldeutschen und knapp 40 Prozent der westdeutschen Pflegedienste keine Patienten mit Migrationshintergrund ausweisen. Die mangelhafte Integration, „Kultur- und Sprachbarrieren“, auch der Wunsch „irgendwann einmal zurückzukehren“, so berichtet vorige Woche das Deutsche Ärzteblatt, lassen die familiäre Pflege als bessere Alternative zum deutschen Pflegesystem erscheinen. (ck)

 

Unterwasser-Kraftwerke im Gezeitenstrom

WEINHEIM. Gezeitenströmungen lassen sich in vielen Regionen zur Stromproduktion nutzen. An der Atlantikküste, im Ärmelkanal oder im schottischen Pentland Firth finden sich ideale Verhältnisse, um den Anteil von sechs Prozent des Weltstrombedarfs zu liefern, der dieser Energiequelle zugetraut wird. Erste Konzepte erreichen den vorkommerziellen Status, und große Firmen beginnen zu investieren. Albrecht Ruprecht (Imperial College London) und Jochen Weilepp (Voith Hydro) erwarten daher von dem Prototyp, den die deutsche Voith Hydro 2010 vor der Küste Südkoreas installierte, den „kommerziellen Durchbruch“ für diese Technologie. Verlaufen die Tests erfolgreich, entsteht dort ab 2015 ein Gezeitenpark mit einer Gesamtleistung von mehreren hundert Megawatt (Physik in unserer Zeit, 3/12). (dg)

 

Erkenntnis

„Wir haben festgestellt, daß die historischen Temperaturen zur Römerzeit und im Mittelalter bis dato als zu kühl eingeschätzt wurden.“

Jan Esper, Professor am Geographischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (Quelle: www.idw-online.de)

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