© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Aufgeschnappt
Unangemessene Sprachkenntnisse
Matthias Bäkermann

Cathrin Rohrbacher hat laut eines Schreibens vom Referat für Strafen des Grazer Magistrats „gegen das normierte Gebot der diskriminierungsfreien Stellenausschreibung verstoßen“ und versteht die Welt nicht mehr. Dabei hat die Tankstellenpächterin in der steirischen Metropole vor einiger Zeit nur ihr Personal verstärken wollen und deshalb per Inserat nach „einem/r Tankstellenmitarbeiter/in mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen und Auto“ gesucht. Doch laut Paragraph 23 und 24 des Gleichbehandlungsgesetzes sei die geforderte Sprachkompetenz für einen Tankwart „überzogen und unangemessen hoch“. Gegenüber der Grazer Kleinen Zeitung weist Eva Lang, Abteilungsleiterin der dem österreichischen Kanzleramt unterstellen Gleichbehandlungsanwaltschaft, vergangene Woche darauf hin, daß damit ein „Bewerber mit nichtdeutscher Muttersprache unter Umständen ausgeschlossen werde. Und das ist seit 2004 verboten.“

Mit Blick auf die 200seitige technische Sicherheitsvorschrift ihrer Tankstelle streitet Rohrbacher den zaghaften Vorwurf von Ausländerfeindlichkeit ab: „Das muß man verstehen, sonst gefährdet man im Umgang mit Öl, Treib- und Schmierstoffen nicht nur sein eigenes, sondern auch fremde Leben.“ Immerhin beweist der Grazer Magistrat Großmut: Da „das Verschulden geringfügig“ sei, sehe man von einer Strafzahlung ab und belasse es bei einer Ermahnung.

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