© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Die Lunte am Pulverfaß des Papiergeldsystems glimmt
Finanzliteratur: Der Finanzjournalist Michael Brückner schildert, was bei einer Währungsreform auf dem Spiel steht und wie man sein Vermögen sichern kann
Matthias Görtz

Mitunter kann ein Blick ins Grundgesetz richtig angst machen. Vor allem dann, wenn man sein Geld in eine Immobilie investiert hat“, schreibt der Finanzjournalist Michael Brückner in seinem neuen Buch. In Artikel 15 GG heißt es nämlich: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zweck der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeinschaftseigentum oder in eine andere Form der Gemeinschaft überführt werden.“ Im Klartext bedeute dies: „Wenn es der Staat für angebracht hält, kann er seine Bürger enteignen.“ Damit seien selbst Immobilien („Betongold“) in Krisenzeiten keinesfalls mehr sicher.

In der Praxis müsse es nicht einmal zu einer formalen Enteignung kommen: „Um einen Staatsbankrott zu verhindern, erlegt die Regierung allen Immobilienbesitzern eine Zwangsanleihe auf“, so Brückner. Etwas Ähnliches gab es bereits nach dem Zweiten Weltkrieg, damals „Lastenausgleich“ genannt. Jüngste Vorschläge des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beweisen, daß dies keineswegs Hirngespinste sind – auch der Buchtitel „Vorsicht Währungsreform!“ beschreibt ein nicht mehr auszuschließendes Szenario. Brückner beschränkt sich in seinem Buch nicht nur auf eine Bestandsaufnahme der aktuellen Euro- und Schuldenkrise, sondern er beschreibt, womit wir in Deutschland konkret rechnen müssen.

Für Finanzexperten bietet Brückner wahrscheinlich nicht viel Neues. Für Laien indes ist sein kurz und prägnant geschriebenes Buch ein hervorragender Einstieg in die Materie. Und angesichts der gigantischen Schuldenberge – auch beim „Musterschüler“ Deutschland – und der verheerenden Wirkung des Zins- und Zinseszins-Effektes ist es wohl unausweichlich, daß früher oder später eine Währungsreform kommen wird.

Was das aber bedeutet, versucht Brückner dem Leser klarzumachen und zitiert passend den preußischen Bankier Carl Fürstenberg: „Wenn der Staat Pleite macht, dann geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.“

Die Tatsache, daß ohne staatliche Hilfen viele große Banken in Europa längst durch ihre unverantwortlichen Spekulationsgeschäfte pleite gegangen wären, so führt Brückner richtig aus, zeige den Ernst der Lage – Bankenkrisen seien fast immer auch Vorboten kommender Staatspleiten gewesen.

Um zu zeigen, was die euphemistisch klingende Vokabel Währungs-„Reform“ tatsächlich bedeutet, beleuchtet der Autor jüngere Währungsreformen, etwa diejenigen in Argentinien, Rußland und der Türkei. Sein Fazit: Verloren haben hier immer die Sparer. Der Rat des Autors, statt in Geldwert-Anlagen oder Immobilien trotz hoher Preise besser in Gold und Silber zu investieren, ist für viele inzwischen Allgmeinwissen. Interessant aber ist Brückners Hinweis im Kapitel über den „Bürger als gläserner Melkkuh des Staates“ darauf, wie die Staaten (zuletzt in Deutschland mit der jüngsten Zensus-Befragung) zu ermitteln versuchen, was ihre Bürger denn so besitzen. Brückner verweist auch auf die in den letzten Jahren sprunghaft gestiegenen anonymen Kontenabfragen der Finanzämter.

Im Italien der „Expertenregierung“ von Mario Monti, aber auch in anderen Ländern sind heute schon Bargeldtransaktionen über eine bestimmte Grenze gesetzlich verboten. Es wäre schön gewesen, hätte sich der Autor diesem Thema mehr gewidmet, denn wahrscheinlich erst in den nächsten paar Jahren werden wir wissen, was die Regierungen und die EU-Kommission beabsichtigen.

Michael Brückner: Vorsicht Währungsreform! Wenn die staatliche Schuldenblase platzt. Kopp Verlag, Rottenburg 2012, gebunden, 208 Seiten,
19,95 Euro

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