© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Meldungen

Wehrtechnik in Zeiten harter Budgetkürzungen

BONN. In Deutschland fanden 1990 in der Wehrindustrie 400.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Davon sind noch 80.000 übriggeblieben. Von den 16 Milliarden Umsatz (2010) entfallen 40 Prozent auf die wehrtechnische Luft- und Raumfahrt. Von europaweit 1,5 Millionen Wehrtechnikstellen (1990) sind kaum noch die Hälfte vorhanden. Da die meisten EU-Länder über leere Kassen klagen, verringern sich die Spielräume für Rüstung weiter. Die EU-Rüstungsindustrie sei immer weniger in der Lage, Neuentwicklungen zu finanzieren – obwohl globale Anforderungen neue Technologien und Produkte verlangen, wie die Experten des Beratungshauses Corfina darlegen (Wehrtechnik, 2/12). Daher führe kein Weg an der Arbeitsteilung in der EU-Wehrtechnik vorbei, was schwierig werde, da Beschaffungsentscheidungen bereits getroffen wurden. Nur für unbemannte Aufklärungssysteme bestehe noch die Chance zur Kooperation. (ob)

 

Technologische Mythen und soziale Realitäten

BERKELEY. Laut New York Times schicken Google-Mitarbeiter ihre Kinder auf Privatschulen, in denen Elektronikgeräte verboten sind. Die Eltern, so kommentiert der Sozialwissenschaftler Kentaro Toyama diesen Bericht, halten es offenbar für keine gute Ausbildung, vor einem Bildschirm zu sitzen (Welt-Sichten, 5/12). Dies zeige die Überbewertung der gesellschaftlichen Bedeutung von IT-Technologien. Auch bei der vermeintlichen Facebook-Revolution in Ägypten habe das „soziale Medium“ den Aufstand nur verstärkt, nicht verursacht. Überdies sei es ein Mythos, Vernetzung bringe die Menschen näher zusammen. Stattdessen werde die „Cyberbalkanisierung“ befördert, die die Kommunikation nur unter Gleichgesinnten verstärke. Daß soziale Mißstände durch innovative Technik behoben würden, widerlege die US-Gesellschaft, wo die Armutsquote stagniere. (jr)

 

Östliche Landwirtschaft feudalistischer als 1910

LEINFELDEN. Nahe Greifswald entsteht derzeit die größte Ferkelzucht Europas. 10.000 Muttersauen sollen jährlich 250.000 Ferkel werfen. Betreiber ist ein niederländischer Großmäster, der in Vorpommern Land noch weit unter 40.000 Euro pro Hektar fand. Die „neue Bodenreform, diesmal unter der Flagge des Kapitalismus“, habe seit 1990 an der Ostsee zu einer Landverteilung geführt, die „feudalistischer ist als 1910, als Mecklenburg ein Großherzogtum war“, klagt der Greifswalder Geograph Helmut Klüter. Trotzdem sei die Produktivität der Großbetriebe niedriger als im Sozialismus. Sinnvoller wäre es daher, rasch von industrieller Landwirtschaft auf Tourismus und Ökolandbau umzustellen (Natur, 6/12). (wm)

 

Erkenntnis

„Mann und Weib sind nicht nur leiblich, sondern auch geistig unterschieden; aber folgt aus diesem Unterschied Unterordnung, Ausschließung des Weibes von geistigen und allgemeinen, nicht nur häuslichen Beschäftigungen?“ Ludwig Feuerbach (1804–1872)

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