© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Meldungen

Die „Märkte“ und die Rückkehr Rousseaus

MÜNCHEN. Der 300. Geburtstag des französischen Sozialphilosophen Jean-Jacques Rousseau (JF 26/12) ist im französischen wie deutschen Blätterwald kräftig gefeiert worden. Zu den zahlreichen Periodika, denen Rousseau ein Themenheft wert war, gehörte auch die Zeitschrift für Ideengeschichte (2/2012), deren Herausgeber dem Denker attestieren, bis heute „nichts von seiner Frische verloren“ zu haben. Eine enthusiastische Einschätzung, die Kent Wrights Beitrag „Rousseaus Nachleben“ einige Seiten weiter jedoch erheblich relativiert. Denn letztlich seien die utopischen Gesellschafts-entwürfe des Radikaldemokraten der „repräsentativen Demokratie“ von Liberalen und Neoliberalen historisch unterlegen. Nie sei man weiter entfernt von dem Modell „kollektiver Selbstregierung“ als im postdemokratischen Zeitalter der Globalisierung, in das die von „den Märkten kujonierte“ europäische Klasse (Jürgen Habermas) samt ihrer zu Abstimmungsautomaten degradierten Parlamente eingetreten ist. Wright hofft daher angesichts dieses neoliberalen Bankrotts auf ein „kleines Rousseau-Comeback“, dessen Vorboten er in Tom Nairns Würdigung des „emanzipatorischen Potentials eines demokratischen Nationalismus“ zu erkennen glaubt. (ob)

 

Lessing, Herder und die Vorzüge des Vorurteils

TRIER. Ein Aufsatztitel wie „Völkerliebe und Vorurteil in der Komödie der Aufklärung“ (Wirkendes Wort 1/2012) scheint allein dem germanistischen Fachpublikum zugedacht. Da aber „Vorurteil“, wie die Autorin Nina Birkner zu Recht meint, ein „Dauerthema der Kulturwissenschaft“ ist, fällt es ihr nicht schwer, ihre Studie über eine Literaturgattung des 18. Jahrhunderts auf Aktualität zu trimmen. Denn die „nationalen Stereotypen“, die etwa Lessings „Minna von Barnhelm“ transportiere, seien noch heute in filmischen „Culture-Clash-Komodien“ wie „Alles auf Zucker“ (2004) oder „Maria, ihm schmeckts nicht“ (2009) präsent, ungeachtet der aufklärerischen Intentionen ihrer Macher. Wie in den Lustspielen um 1750 würden „kollektive Zuschreibungen“ nicht destruiert, sondern „essentialistisch“ verstanden und verfestigt. Was, wie Birkner unter Verweis auf Lessings Zeitgenossen Johann Gottfried Herder einräumt, auch positive Effekte zeitige. Hatte Herder doch erkannt, daß Vorurteile über sich und die anderen zur Fortdauer und Bestand des Staates beitrügen. Sie helfen, schrieb Herder 1774, eine gemeinsame Denkart des Kollektivs zu erzeugen, trügen zu dessen sozialer Stabilität, zu „Glück“ und gedeihlicher „Entwicklung von Individuen und Völkern“ bei. In kosmopolitisch motivierten „Wunschwanderungen“ ins Fremde witterte Herder indes „Krankheit“ und „Ahnung des Todes“. (wm)

 

Loriot-Ausstellung in Brandenburg

BRANDENBURG AN DER HAVEL. „MOOOment! Loriot, ein Brandenburger in Brandenburg“, lautet der Titel einer Ausstellung zu dem Humoristen Vicco von Bülow, die ab Samstag (11. August) im Bürgerhaus Altstadt in Loriots Geburtsstadt Brandenburg an der Havel gezeigt wird. Vicco von Bülow kam dort am 12. November 1923 zur Welt, 1993 erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt. Er starb im August 2011 in Ammerland am Starnberger See (JF 35/11). Organisiert wurde die Schau von dem gemeinnützigen Verein „Die Altstädter“. Sie soll zunächst bis zum 16. Dezember zu sehen sein. (tha)

 

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Produktbezeichnung für einen Kinderwagen der im ostwestfälischen Hiddenhausen ansässigen Firma Teutonia

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