© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Frisch gepresst

Bin Laden. Osama bin Laden ist seit dem 2. Mai 2011 tot. Zwar wurde die Leiche des US-Staatsfeinds Nummer eins schnell nach seiner Tötung im pakistanischen Abbottabad im Indischen Ozean versenkt, dennoch, oder gerade deswegen, sind viele Fragen offengeblieben. Licht ins Dunkel vermag auch die Schilderung des Militärjournalisten Chuck Pfarrer nicht zu bringen. Der beschreibt anhand von Augenzeugenberichten beteiligter Soldaten zwar minutiös die Jagd nach dem gefürchteten Terroristen, bleibt dabei jedoch hoffnungslos in der Propaganda der amerikanischen Regierung gefangen. So verteidigt das ehemalige Mitglied der Navy Seals energisch die Auffassung der Bush-Regierung, der Irak habe vor dem Einmarsch der westlichen Truppen zahlreiche Massenvernichtungswaffen besessen und diese auch mit al-Qaida geteilt. Wer Spaß an pathetischen Heldengeschichten amerikanischer Soldaten hat, ist bei Pfarrer jedoch genau richtig. Alle anderen müssen auf eine ernstzunehmendere Auseinandersetzung mit dem Thema warten. (ho)

Chuck Pfarrer: Codewort Geronimo. Der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy Seals gegen Osama bin Laden. Plassen Verlag, Kulmbach 2012, gebunden, 347 seiten, 24,90 Euro

 

Arabischer Sommer. Wer mit den Ergebnissen des „Arabischen Frühlings“ hadert, kann derzeit nichts besseres wählen als die Lektüre dieses vergnüglichen Werkes von Christian Springer. Der preisgekrönte Kabarettist und Arabienkenner versammelt in über dreißig Portraits jene Protagonisten, deren Arabienreisen vielleicht nicht in allen Fällen Historie schrieben, aber in jedem Fall eine unbedingt lesenswerte Geschichte abgeben. Dies gilt beispielsweise für „unseren Gerd“, den Auslandskorrespondenten, der im Hotel über dem Tahrirplatz die Revolution verpaßt. Beginnend mit der 1898 vom Reisebüro Thomas Cook organisierten Jerusalem-Reise von Kaiser Wilhelm II. über die Terroristen-Ausbildung von Andreas Baader und Co. in Jemen und Jordanien bis hin zu der im Irak entführten Susanne Osthoff und dem Fremdenlegionär Ernst Jünger präsentiert uns Springer die absurden, lehrreichen, größenwahnsinnigen oder desaströsen Orientreisen von Deutschen, Schweizern und Österreichern, die allesamt unglaublich witzig erscheinen. Dabei sind sie real und prägen bis heute unser Bild von der arabischen Welt. (cd)

Christian Springer: Wo geht‘s hier nach Arabien? Karl Blessing Verlag, München 2012, gebunden, 223 Seiten, 17,95 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

21. August 1942: Soldaten der bayerischen 1. Gebirgsdivision hissen auf dem Gipfel des 5.642 Meter hohen Elbrus im Kaukasus die deutsche Reichskriegsflagge. Damit erreicht die Wehrmacht einen der am weitesten vordringenden Punkte der ganzen Ostfront.

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