© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Frisch gepresst

In bester Verfassung. Glaubt man der Propaganda der Deutschlandfunk-Sendung „Europa heute“, ist Ungarn – das am 20. August seinen offiziellen Staatsfeiertag begeht – gekennzeichnet von der „Aushöhlung der demokratischen Prinzipien“. Das genaue Gegenteil bekundete jüngst der Staatsrechtler und frühere deutsche Verteidigungsminister Rupert Scholz anläßlich der Buchvorstellung der von der Hanns-Seidel-Stiftung unterstützten Publikation, die das neue „vorbildliche“ Grundgesetz Ungarns erstmals in deutscher Sprache vorstellt. Ergänzt wird diese Dokumentation durch die ausführlichen Gespräche des Journalisten Ablonczy mit den Politikern József Szájer und Gergely Gulyás, die beide der verfassungsgebenden Kommission angehörten. Verfassungsrang – anders als in Deutschland – hat neben der ungarischen Sprache auch die Währung Forint. Gleiches gilt für das Verhältnis von „Freiheit und Verantwortung“, das – wie schon bei der Grenzöffnung 1989 – der deutschen Politik vorausgeht. Das Buch ist also Pflichtlektüre, für unseren neuen Bundespräsidenten wie für alle, die über Ungarn glauben urteilen zu müssen. (cd)

Bálint Ablonczy: Gespräche über das Grundgesetz Ungarns. Elektromedia Kft, Budapest 2012, broschiert, 234 Seiten, 2.542 Forint (etwa 9,20 Euro)

 

Organspende. „Meine Organe gehören mir“ lautet das Credo des 1926 geborenen Rechtsanwalts Georg Meinecke, der sich sein Leben lang für Patientenrechte engagiert und gegen ärztliche Kunstfehler prozessiert hat. Der Jurist mißtraut dem Hirntod-Kriterium der Schulmedizin und hat seine Argumente nun zusammengetragen: Seitdem der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard im Dezember 1967 das erste Herz verpflanzt habe, sei der Todeszeitpunkt im juristischen Sinne zeitlich immer weiter vorverlegt worden, da man nur lebend-frische Organe transplantieren könne. Eine Reihe von belegten Hirntod-Fehldiagnosen, die martialische Ausschlachtung des menschlichen Leibes und der Einsatz von Narkotika bei der Organentnahme sprechen aus Sicht von Meinecke eine eindeutige Sprache. Hinter den zahlreichen Kampagnen für mehr Organspenden wittert der Autor von mehreren Gesundheitsratgebern vor allem eines: den Geschäftssinn der Transplantationsmedizin und der Pharmaindustrie. (cs)

Georg Meinecke: Organspende. Ja oder Nein. Eine Entscheidungshilfe. Die verheimlichte Wahrheit. Books on Demand, Norderstedt 2012, broschiert, 76 Seiten, 12 Euro

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