© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Gewinnpotential bei begrenzten Risiken
Finanzanlagen: Strategische Kaufchance bei Gold-Aktien / Langfristiger Anstieg der Edelmetallpreise
Christian Wolf

Wer war der größte Kapitalvernichter in der Geschichte des Deutschen Aktienindexes (Dax)? Georg Funke, Vorstandschef der erst 2003 gegründeten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE). Dieses Ergebnis einer aktuellen Analyse der Welt am Sonntag dürfte nicht überraschen. Auf Platz zwei rangiert Heyo Schmiedeknecht, ehemaliger Chef des Industriekonzerns und Dax-Mitgründers Deutsche Babcock. Erst auf Rang drei folgt Ron Sommer: „Wenn die Telekom an die Börse geht, geh ich mit“, hieß der Werbespruch für die vermeintliche Volksaktie, die für viele aber der finanzielle Untergang war.

Keinen Spaß hatten auch Anleger, die in den letzten fünf Jahren Aktien der Deutschen Bank im Depot hielten. Der Kurs kollabierte von 120 auf gerade einmal 25 Euro – ein Minus von fast 80 Prozent. Wer dagegen auf den kanadischen Standardwert Goldcorp setzte, kann sich über knapp 80 Prozent Plus im gleichen Zeitraum freuen. Und das, obwohl beide Aktien in der Panik 2008 schwer unter die Räder kamen.

 „Bleibe im Lande und nähre dich redlich“ entpuppte sich hierbei als gefährliche Richtschnur für finanzielle Entscheidungen. Gerade deutsche Anleger, die nun mit Vorliebe in heimische Immobilien investieren und so die Preise in den Ballungszentren nach oben treiben, sollten dies bedenken.

Politisch bestimmte Börsen und künstliche Niedrigzinsen lassen heute Fondsmanager klagen: „Nichts ist mehr billig.“ Wirklich? Wer emotionslos und antizyklisch zu handeln versteht, dem bieten Goldminenaktien nun wiederum eine seltene Kaufchance. Sie sind extrem billig und bieten aktuell ein ausgezeichnetes Chance-/Risiko-Verhältnis. Gold gilt als spekulativ, weil volatil, Aktien erst recht. Goldaktien sind die potenzierte Volatilität, keine andere Aktiengattung weist heftigere Schwankungen auf. Wer etwa schon im Jahr 2000 dem Euro-Abenteuer mißtraute und das Glück sowie den Mut hatte, die großen Goldwerte im HUI-Index zu Tiefstkursen unter 40 Punkten zu kaufen, der sitzt trotz temporärer Rückschläge heute beim aktuellen Indexstand 430 auf Gewinnen von durchschnittlich eintausend Prozent. Und das steuerfrei.

Die meisten Anleger haben die sensationelle Hausse der Goldaktien sowie der Edelmetallpreise in den letzten zwölf Jahren schlicht verschlafen. Von den 08/15-Medien wurden sie nicht darauf aufmerksam gemacht, denn es hätte zu leicht Zweifel am herrschenden Finanz- und Papiergeldsystem geweckt. Und wenn doch berichtet wurde, dann regelmäßig um die temporären Preisspitzen herum, so daß Trittbrettfahrer sich in den anschließenden Korrekturen – besonders mit Goldaktien, Optionsscheinen und Hebelzertifikaten – blutige Nasen holten und von dem Sektor nichts mehr wissen wollen. Als Ergebnis erleben wir einen langfristigen Anstieg der Edelmetallpreise mit nur wenigen Teilnehmern, eine Hausse mit Tarnkappe. Das breite Publikum schaut zu und traut sich nicht (mehr) einzusteigen. Es gibt Anleger, die sich von dem „Argument“ beeindrucken lassen, Gold könne man nicht essen. Aber sind Euro-Scheine besser verdaulich und Rentenansprüche basierend auf Staatsanleihen sicher? Sinnvoll ist, den Langfristtrend zu betrachten. Der zeigt bei Gold seit zwölf Jahren eindeutig aufwärts, ist intakt, weist keine Überhitzungsanzeichen, sondern Indizien für einen bald beginnenden neuen mittelfristigen Anstieg auf.

Erstens ist der Edelmetallsektor bei den Marktbeobachtern derzeit stark „out“. Abzulesen ist dies an zuletzt nur noch zu 25 Prozent „bullish“, also optimistisch eingestellten Profis für die Goldaktien. Beim letzten Zwischenhoch Anfang September 2011 waren 85 Prozent positiv gestimmt – dies war ein guter Verkaufszeitpunkt.

Zweitens spricht das saisonale Muster für ein Preistief. Ab August beginnt in Indien die Heiratssaison und damit die umsatzstärkste Periode am Goldmarkt. In den letzten zehn Jahren legte der Goldpreis in den Monaten August mit rund fünf Prozent und November mit über acht Prozent am deutlichsten zu.

Drittens verleihen das konzeptlose Weiterwursteln im Euro-Chaos, die Spekulation auf neue Gelddruck-Orgien in den USA (quantitative easing 3) sowie geopolitische Risiken (Ausweitung des Krieges in Syrien, Angriff auf den Iran) dem Goldpreis permanenten Rückenwind. Im aktuellen Preis des Edelmetalls spiegeln sich diese Aspekte kaum wider.

Viele Goldaktien notieren im Vergleich zum Edelmetall heute so tief wie auf dem Höhepunkt der Aktienpanik im Herbst 2008. Danach vervielfachten sich die Kurse der Gold- und Silbertitel. Wenn sich Gold also nur auf dem jetzigen Niveau hält, haben die Aktien dieses Sektors bereits viel Nachholpotential – ganz zu schweigen davon, sollten sich die Edelmetallpreise an Saisonalität, Sentiment und langfristigen Aufwärtstrend halten und damit weiter steigen.

Wer hier Empfehlungen für Minenfonds erwartet, wird enttäuscht. Nicht nur die Gebühren (Ausgebeaufschlag, Management-/Verwaltungsgebühren) sind (zu) hoch. Noch mehr schreckt das meist nicht gerade glückliche „Händchen“ der Fondsmanager ab. Törichtes Agieren vieler Bosse in der Minenindustrie bedeutet bereits Risiko genug.

Selbst ist also der Investor, denn aus eigenen Fehlern lernt man auch am besten. Wer die Aktien bekannter Minengesellschaften kauft, deren Management in der Vergangenheit gute Entscheidungen traf, minimiert schon einmal sein Risiko. Bewährt hat sich außerdem, ein Portfolio von mindestens sechs Titeln zu schnüren (damit man nicht gerade den einen Bankrotteur der Branche erwischt oder übergewichtet hält) sowie über zwölf Werte (der Übersichtlichkeit wegen) nicht hinauszugehen.

Marktbreite Firmen mit einem erfahrenen Management sind beispielsweise Goldcorp, Eldorado Gold und Silver Standard (mit Sitz jeweils in Kanada), Royal Gold (USA), Gold Fields (Südafrika) sowie Resolute Mining (Australien). Käufe empfehlen sich grundsätzlich an der jeweiligen Heimatbörse, die meist auch die umsatzstärkste ist, um an fremden Handelsplätzen nicht „abgezockt“ zu werden. Ausnahmen hiervon sind Silver Standard, die trotz Sitz in Kanada einen weit höheren Börsenumsatz in den USA aufweist, sowie Gold Fields mit akzeptablem Handel in Frankfurt und Zürich.

 

Christian Wolf ist Finanzjournalist. Er war unter anderem Redakteur der „Fuchsbriefe“ sowie bei „Focus-Money“.

Foto: Wertanlage in Gold: Wer emotionslos und antizyklisch zu handeln versteht, dem bieten Goldminenaktien eine seltene Kaufchance

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