© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Zeitschriftenkritik:
Schreibschrift ist schön!
Werner Olles

Es war wohl zu erwarten, daß die Angriffe auf die deutsche Sprache auch nach der verheerenden „Rechtschreibreform“ noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht haben. Tatsächlich geht der Amoklauf der Sprach- und Schriftverhunzer unvermindert weiter – ob Denglisch, Stammeldeutsch oder als neueste Attacke die Abschaffung der Schreibschrift zugunsten der „Neuen Grundschrift“. Die SPD nennt dies ebenso offen wie grammatikalisch fehlerhaft „das Recht für leichte Sprache“, der Grundschulverband (GV), der die Durchsetzung der als „Grundschrift“ bezeichneten Druckschrift betreibt, verspricht, daß für Schüler und Lehrer damit alles einfacher werde.

Worum es dabei wirklich geht, macht Thomas Paulwitz, Schriftleiter der im 12. Jahrgang vierteljährlich erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt in der aktuellen Sommer-Ausgabe (Nr. 48), deutlich. So leitet die Vorsitzende des GV eine Grundschule in Bremen, an der 90 Prozent ihrer Schüler Ausländerkinder sind. Die Schule bekennt, daß „ein großer Teil der Kinder am Schulanfang nicht die allgemein angenommenen Voraussetzungen zum Arbeiten und Lernen mitbringt“ und „ein Teil der Eltern nicht oder nur eingeschränkt Lesen und Schreiben kann“. Notenzeugnisse werden nicht erstellt, teilweise muß auf türkisch, kurdisch oder arabisch unterrichtet werden, um überhaupt minimale Lerninhalte vermitteln zu können. Da ist man natürlich froh, wenn die Schüler wenigstens ein paar Druckbuchstaben auf deutsch schreiben können. Was in der Bremer Problemschule offenbar Normalität ist, soll nun zum Maßstab für ganz Deutschland werden.

Inzwischen wehren sich Tausende Bürger mit ihrer Unterschrift gegen diese Zumutung und unterstützen mit dem Sammeln von Unterschriften in ganz Deutschland die Aktion „Rettet die Schreibschrift“. Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, warnt, daß die geplante Abschaffung des Schreibschriftunterrichts „eine kaum zu überschätzende desorientierende und desorganisierende Wirkung ausübe“, während die Graphologin Christa Hagenmeyer nach der Rückwirkung einer Schrift auf die Kinder fragt, „welche ihnen die psychische Diskontinuität und Abgrenzung geradezu antrainiert?“

In seinem Beitrag „Die Verherrlichung des Stammelns“ geht Paulwitz auf die völlig ungerechtfertigte Aufwertung des sogenannten „Kiezdeutschs“ zum eigenständigen „Dialekt“ ein. Gescheiterten Integrationspolitikern biete sich hier die willkommene Gelegenheit, ihr Versagen schönzureden, das sich leider in der Sprache mancher Zuwanderer widerspiegele. Eine große Rolle spiele dabei auch „das unterschwellig vorhandene Bedürfnis, sich am Niedergang des Deutschen zu ergötzen“, da „unser Volk bekanntlich eine nicht geringe Zahl an Zeitgenossen aufweist, die stolz darauf sind, ein zwiespältiges, wenn nicht gar von Anwiderung geprägtes Verhältnis zu deutscher Sprache und Kultur zu pflegen“.

Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 1449, 91004 Erlangen. Das Jahresabo für vier Ausgaben kostet 10 Euro:  www.deutsche-sprachwelt.de

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