© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/12 24. August 2012

DVD: Picknick am Valentinstag
Anmut und Finsternis
Werner Olles

Ein strahlender, warmer Morgen in Victoria, Australien, im Jahr 1900. Während eines Picknickausflugs am Valentinstag zum Hanging Rock, einer uralten Felsformation mitten im australischen Busch, verschwinden vier Schülerinnen eines Mädchenpensionats spurlos. Die Suche einer Lehrerin nach den Siebzehnjährigen verläuft ebeno ergebnislos wie eine großangelegte Polizeiaktion. Erst eine Woche später findet der junge Michael, der die Mädchen bei ihrem Picknick zufällig beobachtet hatte, eine der Schülerinnen zwischen den Felsen. Sie selbst erinnert sich an nichts, und von den übrigen Vermißten fehlt weiterhin jede Spur. Das rätselhafte Verschwinden am Hanging Rock bringt die bis dahin wohlgeordnete Welt des Appleby College ins Wanken und zieht eine Reihe weiterer unheilvoller Ereignisse nach sich …

Peter Weirs Meisterwerk „Picnic at Hanging Rock“ (1975) ist ein stimmungsvoll poetischer Film, der mit seiner romantisch-mystisch angehauchten Horrorgeschichte besonders im ersten Teil eine starke Spannung aufbaut. Aus einer Vielzahl realistischer Vorgänge baut Weir („Die letzte Flut“, „Master and Commander“) durch geschickte Irritationen eine Aura des Geheimnisvollen auf, bei der schließlich mehr und mehr das Irreale als normal, alltägliches Verhalten hingegen als erstaunlich inadäquat erscheint. Der Regisseur selbst spricht von einem „halluzinatorisch-mesmerischen Rhythmus“ seines Films, der dazu führen soll, daß der Zuschauer aufhört, einfach Fakten zu addieren, sondern allmählich in eine „klaustrophobische Atmosphäre“ eingeschlossen wird. Entscheidend sei es, das Publikum von der Möglichkeit einfacher Lösungen „wegzuhypnotisieren“. Und hypnotisiert wird man tatsächlich in „Picknick am Valentinstag“, hineingezogen in einen mystischen Bereich voller Vorahnungen, die Böses ahnen lassen.

Durch Posen der Anmut und Unschuld, die bereits in der nächsten Szene mit einer bedrohlichen Finsternis kontrastiert werden, nicht zuletzt auch durch die fast magischen Panflötenklänge Gheorge Zamfirs, erzeugt Weir eine Spannung, die lange nachhallt. Und während der Zuschauer allmählich beginnt, Geschehnisse und Reaktionen zu begreifen, vollzieht sich im Film das scheinbare Paradoxon: Je übersinnlicher er wird, um so konkreter wird er.

DVD: Picknick am Valentinstag. Koch Media, 2012, Laufzeit etwa 103 Minuten

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