© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Eine Frage der Haltung
Brandenburg: Die Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU, Saskia Ludwig, gratuliert Jörg Schönbohm zum 75. Geburtstag
Saskia Ludwig

Bürgerlichkeit als Lebensform. Kaum einer verkörpert diese wie der Ehrenvorsitzende der Märkischen Union, Jörg Schönbohm, der an diesem Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert. Das Bild des Generalleutnants, der nach dem Fall der Mauer aus verfeindeten Armeen Kameraden machte, hat ihm den Respekt einer ganzen Generation eingebracht.

Sein Eintreten gegen den politisch korrekten Gleichmachungs- und Gleichschaltungswahn, der unsere Freiheit, Individualität und Tradition zerstören möchte, hat ihn zeit seines politischen Lebens viel Kraft gekostet. Der unerbittliche Kampf gegen die Täter der SED-Diktatur, die bis heute in Brandenburg an den Hebeln der Macht sitzen, ist das politische Erbe, das er meinem Landesverband in treue Hände gelegt hat.

Der dreifache Vater und mehrfache Großvater hat sich aber auch über die Grenzen Brandenburgs hinaus engagiert und zu Wort gemeldet. Jörg Schönbohm hatte früh erkannt, daß unsere Zukunft nicht vom Euro abhängt, sondern von unserer Leistungsfähigkeit und der unserer Kinder und Enkelkinder. „Gelddrucken schafft keinen Wohlstand, sondern Inflation und neue Schulden.“ Seine angstlosen und couragierten Klartextaussagen haben ihn für viele zum Vorbild werden lassen. Die mitunter falsche und gelenkte Berichterstattung einiger Brandenburger Medienvertreter konnte ihn nicht abhalten, seine Meinung weiter klar und deutlich zu artikulieren.

Während die gefährlichen Propagandainstrumente aus der SED-Diktatur von überregionalen Journalisten verurteilt wurden, verschwieg ein Teil der Berichterstatter aus der Mark geflissentlich, welche Meinungsmanipulationsmaschine sie täglich angeworfen und zum Teil mit Order aus der SPD-Staatskanzlei bedienen mußten, um Schönbohms Integrität systematisch zu beschädigen. Rhetorisch ausgeklügelte PR-Slogans, sorgfältig abgestimmte Propagandaberichte und Polemikstrategien haben jedoch ihr Ziel verfehlt. Jörg Schönbohms Einschätzungen und Analysen werden heute mehr denn je geschätzt. So auch bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung, wo er den anwesenden, vornehmlich linken Journalisten in Erinnerung rief: „Alle, sogar Willy Brandt, haben gesagt: Die CDU hat die Aufgabe, zu verhindern, daß es rechts von der Union eine demokratische Partei gibt. Das hat Ministerpräsident Platzeck auch gesagt. Hat er vielleicht vergessen. Aber das war mal Common sense.“

Der von Jörg Schönbohm in seiner Haltung der Skepsis gelebte Konservatismus zeigt sich aber nicht nur im kleinen Kreis oder direkten Gesprächen, sondern vor allem in seinem Alltagshandeln. Die Erfahrung aus der Geschichte und dem eigenen Leben hat ihn gelehrt, daß der Mensch aus „krummem Holz“ erschaffen wurde. Daraus läßt sich ableiten, daß kein Bürger unendlich bearbeitet oder vermeintlich verbessert werden kann, ohne an seiner Seele Schaden zu nehmen. Wahrscheinlich auch deswegen hat Jörg Schönbohm zeit seines Lebens den beständigen Umerziehungs- und Indoktrinierungsversuchen der selbsternannten Gesinnungswächter Paroli geboten. Er ist nicht eingeknickt, als der Linksruck und das damit verbundene Lossagen von allen klassischen konservativen Werten viele der gesellschaftlichen Entscheider befallen hatte. Unser „General“ ist auch nicht abgetaucht, wenn es um die Verteidigung von Werten, Kultur und Traditionen ging, die vom linken Mainstream versucht wurden, aus dem Bewußtsein der Bürger herauszuschneiden. Die hart erkämpften Freiheitsvoraussetzungen wie Wahrheit und Unabhängigkeit waren für ihn stets das höchste Gut.

Und so gehört für Jörg Schönbohm die Bibel selbstverständlich zu den substantiellen Widerstandskräften gegen die Reduzierung des menschlichen Lebens auf seinen Gebrauchswert und auf die Gegenwart. Dieses hat er uns immer wieder in Erinnerung gerufen und damit seine Skepsis gegenüber einer rein technokratischen Führung des Staates, die mehr quantitative als qualitative Ziele verfolgt, zum Ausdruck gebracht.

Mit Konsequenz hat Jörg Schönbohm die Haltung all derer verabscheut, die wider besseres Wissen schweigen, wenn das konservative Erbe von linken Ideologen beschädigt wurde. Seine Kritik richtete sich dabei vor allem an all jene Feierabend- und Sonntagskonservativen.

Ihnen müßte es noch heute die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie rückblickend auf die Vielzahl an Gelegenheiten schauen, in denen sie Jörg Schönbohm alleine gegen Kommunisten, Sozialisten und Extremisten haben kämpfen lassen. Die Verwurzelung in seiner Familie und die Kontinuität seines Wirkens gaben ihm jedoch die Kraft, auch in schwierigen Momenten standhaft für seine Meinung einzutreten. Mit Erfolg. Das katastrophale Scheitern des rot-roten Gesellschaftsexperiments unter Matthias Platzeck in Brandenburg bestätigt ihn in seinen Prophezeiungen.

In der Person Jörg Schönbohm vereinen sich bis heute die Wünsche und Sehnsüchte der Christen und Konservativen in unserem Land, die nach der moralischen Erschütterung der SED-Diktatur und gegen die Zersetzung unseres Wertesystems für eine moralische Erneuerung auf der Grundlage von Familie, Kirche und Heimat eintreten. Die Märkische Union gratuliert herzlich zum 75. Geburtstag. Wir nehmen Haltung an.

 

Saskia Ludwig ist Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU in Brandenburg

 

Jörg Schönbohm

Der am 2. September 1937 im brandenburgischen Neu Golm geborene Jörg Schönbohm kann auf eine beachtliche militärische und politische Karriere zurückblicken. Nach seinem Abitur trat Schönbohm, der mit seiner Familie nach Westdeutschland gegangen war, am 1. April 1957 als Offiziersanwärter in die neuaufgestellte Bundeswehr ein. Dort durchlief er nach diversen Stationen in der Truppe und der Generalstabsausbildung in Hamburg auch mehrere Verwendungen im Bonner Verteidigungsministerium. Mit der Wiedervereinigung wurde der mittlerweile zum Generalleutnant beförderte Schönbohm im Oktober 1990 Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Nach einem Zwischenspiel als Inspekteur des Heeres wechselte er 1992 als beamteter Staatssekretär ins Verteidigungsministerium. Schönbohm trat 1994 der CDU bei und wurde 1996 Innensenator von Berlin. 1998 wechselte er als CDU-Chef nach Brandenburg, wo er von 1999 bis 2009 Innenminister war. Von 2000 bis 2006 war Schönbohm zudem Mitglied im CDU-Präsidium.

Foto: Jörg Schönbohm: Vielen gilt der gebürtige Brandenburger als eine der letzten konservativen Stimmen innerhalb der CDU

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen