© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Wieder auf dem Treck
Christian Schwießelmann

Die ostdeutschen Vertriebenen werden seit der Brandtschen Kniefall-Politik wieder mal vertrieben – diesmal aus dem kollektiven Gedächtnis. Ihr neuerlicher Treck macht demnächst Zwischenstation im Berliner Deutschlandhaus, wo die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung ein Ausstellungs- und Dokumentationszentrum errichten möchte. Wie die jetzt veröffentlichten Leitlinien für die Dauerausstellung erwarten lassen, wird die Vertreibung von 14 Millionen Deutschen jenseits von Oder und Neiße volkspädagogisch korrekt in die „Zwangsmigration anderer Völker“ eingebettet. Der Hauptschuldige ist gefunden: der ethnisch homogene Nationalstaat. Kein Wort von dessen Mißbrauch durch Bolschewiki und Nationalsozialisten.

Ein kulturhistorisch einmaliges Ereignis – die Umkehrung der deutschen Ostkolonisation – soll in das Prokrustesbett der bundesrepublikanischen Geschichtspolitiker gepreßt werden, bis es in das gängige Schema vom deutschen Täter und fremden Opfer paßt. Unerschütterliche Dogmen – „Die historischen deutschen Ostprovinzen sind infolge der nationalsozialistischen Politik verloren“ – stehen neben nachdenklichen Aussagen, wonach früheres Unrecht „keine rechtliche und moralische Legitimation für neues Unrecht“ schaffe. Ein Kompromißkonzept, das den letzten lebenden Ostpreußen, Pommern und Schlesiern bitter aufstoßen dürfte.

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