© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Blick in die Medien
Kontakte: Wer braucht eigentlich noch Xing?
Toni Roidl

Xing ist im Universum der Sozialnetzwerke so eine Welt für sich. Geschäftsleute bekommen dort schnell Kontakt zu anderen Geschäftsleuten. Soweit der selbstgestrickte Mythos des Unternehmens. Zum Beispiel werden Nutzer von Personen kontaktiert, die sich gerade als Personalberater selbständig machen und ihre Datenbank auffüllen wollen. Beim ersten Mal fühlen Xing-Nutzer sich noch geschmeichelt und denken: Hey, ich wurde von einem Headhunter angerufen. Aber das ändert sich.

Xing ist wie ein Golfplatz, auf dem die Golfer irgendwann gegenseitig feststellen, daß alle hier Werbeagenturinhaber sind, die nur golfen, um potentielle Kunden kennenzulernen. Thomas Kilian ist Inhaber einer solchen Werbeagentur aus Ostwestfalen. Er nennt auf seinem Blog die nervigsten Anquatschversuche bei Xing:

„Ich bin durch eine Internetrecherche auf Ihre Seite aufmerksam geworden.“ „Wie ich lese, sind Sie auch in der Gruppe ‘Aufträge und Kundengewinnung’, wie schön!“  Oder: „Kontakte schaden nur dem, der keine hat.“

Besonders stört Kilian die „unkonkrete PR-Sülze“, die Verkäufer automatisiert verbreiten. Oft mit falscher Anrede, fehlerhafter Zuordnung oder durchgeknallter Grußformel („Heitere Grüße aus dem sonnenverwöhnten Oberfranken“). Fazit: „Ich kann dieses Geschwafel einfach nicht mehr ertragen.“

Kilian fragte bei Xing nach: Wie ist es möglich, daß er trotz abgeschalteter Datenfreigabe immer wieder kontaktiert werden konnte? Wieso unternimmt Xing nichts gegen automatische Programme zur Kontaktaufnahme von unseriösen Klinkenputzern? Das Unternehmen blieb die Antwort schuldig.

Kilian hat eine Lösung gefunden: Er verlinkt unerwünschte Anfragen zukünftig einfach zu seinem Blogeintrag der schlechtesten Gründe für eine Xing-Kontaktanfrage.

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