© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Haltungsnote
Ausgegendert
Christian Schwiesselmann

Skandinavien ist die Hochburg der Genderforschung. Hier, wo sich Rentier und Elch gute Nacht sagen, sind Mann und Frau nicht nur rechtlich gleichgestellt, sondern auch biologisch unterschiedslos – behaupten jedenfalls die Genderforscher_Innen.

Dem Norweger Harald Eia kam das spanisch vor; in einer Reportage für die Fernsehsendung „Hjernevask“ (Gehirnwäsche) fühlte der bekannte Komiker den Gender-Theoretikern auf den Zahn und ertastete nur Hohlheit. Offiziell feierte sich Norwegen 2008 als das Land mit dem höchsten Grad an Geschlechtergleichheit: Platz 1 auf dem „Global Gender Gap Index“. Aber auch am Nordkap sind die Ingenieure immer noch zu 90 Prozent männlich und das Krankenhauspersonal zu 90 Prozent weiblich. Wie der 1966 geborene Autor mehrerer erfolgreicher TV-Serien dokumentierte, will sich die Wirklichkeit einfach nicht an die Gender-Theorie halten. Im Gegenteil: Bei der Berufswahl richteten sich die Norweger stärker an den „traditionellen Rollenmustern“ aus als Vergleichsländer mit weniger Frauenförderung und Gleichstellungspolitik. Alle Umerziehungsversuche scheiterten. „Ich fühlte mich von meinen Universitätslehrern betrogen“, kommentierte Eia dieses Gender-Paradoxon.

Seine Reportage stieß in der Öffentlichkeit bitter auf. Besonders die interviewten „Gender-Experten“ sahen sich bloßgestellt, weil ihre Unkenntnis moderner Hirnforschung, genetischer Dispositionen und ihr plumper Konstruktivismus, der alle Determinanten des Geschlechtlichen auf Erwartungshaltungen, Umwelteinflüsse und Erziehungsmethoden reduziert, unsanft ans Licht kam. Eias eigentlicher Erfolg blieb in den deutschen Medien wohl bewußt links liegen: Die norwegische Regierung schloß das Nordic Gender Institute Anfang des Jahres und fror die Mittel für „Gender Studies“ ein.

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