© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Meldungen

Ökonomen beklagen ihren Reputationsverlust

BERLIN. Angesichts bezahlter Gefälligkeitsgutachten für die Finanzbranche will der deutsche Verein für Socialpolitik (VfS) mit einem Ethikkodex den Ruf der Wirtschaftswissenschaften wieder verbessern. „Als eine der weltweit größten Standesorganisationen für Ökonomen können wir vor dem Reputationsverlust unserer Zunft nicht die Augen verschließen“, erklärte VfS-Chef Michael Burda in der Wirtschaftswoche. „Wir wissen, daß es in der Vergangenheit gravierende Verstöße gegen Transparenz und wissenschaftliche Unabhängigkeit gab. Da sind streckenweise peinliche Dinge passiert“, räumte der Professor von der Humboldt-Universität ein. „Daß etwa der US-Ökonom Martin Feldstein im Aufsichtsrat des Konzerns AIG sitzt, sollte man wissen“, so Burda. Der VfS-Kodex verlange, bei wissenschaftlichen Arbeiten „alle in Anspruch genommenen Finanzierungsquellen“ offenzulegen. Eine der bekanntesten Gefälligkeitsarbeiten ist die US-Studie „Financial Stability in Iceland“, die Island anderthalb Jahre vor dem Crash als soliden Finanzplatz darstellte. Mitautor Frederic Mishkin wurde dafür von der isländischen Handelskammer bezahlt. Zugleich war der New Yorker Ökonom Mitglied im Board of Governors der US-Zentralbank Fed. (fis)

 

US-„Fiskalkonservative“ planen weitere Schulden

CAMBRIDGE. Der britische Ökonom Simon Johnson rechnet auch bei einem Wahlsieg von Mitt Romney mit einer weiter steigenden Verschuldung der USA. Den „fiskalkonservativen“ Politikern sei es wichtiger, „Steuern zu senken, unabhängig von den Auswirkungen auf das US-Haushaltsdefizit und die Gesamtsumme der ausstehenden Schulden“, schrieb der Professor vom Massachusetts Institute of Technology in der Financial Times Deutschland. Über den Niedergang des Dollars sei viel diskutiert worden, dennoch „besitzen ausländische Investoren heute wesentlich mehr US-Dollar-Bestände als noch 1971“. Bei den US-Republikanern werde da von der „höchst fragwürdigen Annahme ausgegangen, daß die USA in absehbarer Zeit eine unbegrenzte Menge an Staatsschulden zu niedrigen Zinssätzen verkaufen können“, so Johnson. (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 1,14 Billionen Rubel (etwa 29 Milliarden Euro) ist der Einnahmeüberschuß des russischen Staatshaushalts im ersten Halbjahr 2012 angestiegen. Insgesamt wurden 11,10 Billionen Rubel eingenommen und nur 9,96 Billionen Rubel ausgegeben. (Quelle: Föderales Schatzamt)

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