© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Zeitschriftenkritik: Compact
Syrien: Wie alles anfing
Werner Olles

Nirgendwo wird mehr gelogen als in der Liebe und im Krieg. Ganz besonders gilt dies für Bürger- und Stellvertreterkriege, in denen ausländische Mächte und Nachrichtendienste und Terrororganisationen ihr übles Spiel spielen und unterschiedliche Ethnien und Religionsgemeinschaften gegeneinander hetzen. In Syrien versucht seit Monaten ein aus Pakistani, Afghanen, Ägyptern und Libyern bestehendes Söldnerheer, aktiv unterstützt von den arabischen Golfmonarchien, Saudi-Arabien, der Türkei und westlichen Geheimdiensten, einen gewaltsamen Umsturz zu erzwingen. Die autoritäre Staatsführung – die zur religiösen Minderheit der Alawiten gehörende Assad-Familie herrscht seit 1971 im Land – mag für einige nach westlichem Vorbild demokratisch orientierte Syrer gewiß ein Grund zur Opposition sein, doch in den sich zur „Freien Syrischen Armee“ zählenden verschiedenen Rebellengruppen dominieren inzwischen eindeutig importierte Extremisten, Terroristen und Söldner, die einen sunnitisch orientierten Scharia-Staat zum Ziel haben.

„Syrien: Wiege der religiösen Toleranz – von Terroristen zerstört“ lautet daher auch das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (9/2012) des monatlich erscheinenden Magazins Compact. Dorothea Schäfer berichtet in ihren Beiträgen „Die Zuflucht des Apostels Paulus“ und „Wie alles anfing“ nicht nur über Syrien als „Wiege der drei großen Weltreligionen“, die hier allesamt bedeutende Spuren und heilige Stätten hinterlassen haben, und in dem seit alters her die Menschen friedlich nebeneinander beteten in Moscheen, Kirchen und Synagogen, sondern beleuchtet auch den Ausgangspunkt des Konflikts in der Beduinenhochburg Daraa im Frühjahr 2011. Von den westlichen Medien fälschlich als Studentenrevolte dargestellt, hatten Jugendliche hier vandalistische Aktionen durchgeführt, bei denen es zu Personen- und Sachschäden gekommen war. Ihre Festnahme führte zu Protesten und zu umgehenden Reaktionen des Präsidenten: Die Verhafteten wurden wieder freigelassen. Die Angelegenheit schien zunächst erledigt, doch tauchten schon bald die ersten fremden Agitatoren und Agenten aus Jordanien, dem Libanon und anderen arabischen Ländern in Daraa auf, um hier ihre spezielle Art des „Arabischen Frühlings“ zu initiieren. So nahm das Unheil schließlich seinen Lauf.

„In den Klauen des Euro-Monsters“, so beschreibt Jürgen Elsässer die Situation Deutschlands, wobei als King Kong die Europäische Zentralbank und Angela Merkel als die weiße Frau agieren. „Kriegsrhetorik“ und „Durchhalteparolen“ werden inzwischen aufgefahren, wenn die Bürger aufmucken. Der Autor vergleicht die Lage mit jener vor achtzig Jahren, nachdem 1929 der „Schwarze Freitag“ an der New Yorker Börse die Weltwirtschaftskrise ausgelöst hatte. Nicht einmal die Experten wüßten noch, wieviel Geld für die Euro-Rettung bisher verpulvert wurde. Die Zahlen erinnerten jedenfalls an die Hyperinflation 1923. „Die letzten Tage im Euro-Bunker“ (Elsässer) versprechen dramatisch zu werden.

Kontakt: Kai Homilius Verlag. Brandenburger Str. 36, 14542 Werder. Das Einzelheft kostet 4,80 Euro, das Jahresabo 57,60 Euro.

www.compact-magazin.com

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