© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Meldungen

Verblendung in der Organspenden-Debatte

STUTTGART. Der Medizinethiker Giovanni Maio (Uni Freiburg) vermißt in der Organspendedebatte eine „offene Kultur des Ansprechens von Problemen“, die das Gegenteil der herrschenden „Verblendungspolitik“ sein sollte. Schon die Klage über „zu niedrige Spendenbereitschaft“ sei verräterisch. Sie zeuge von einer gesundheitspolitisch forcierten Anspruchshaltung, die die Organspende fast wie eine Bürgerpflicht erscheinen lasse. Damit verliere diese Gabe ihren Charakter als etwas ganz Privates und absolut Freiwilliges, als etwas dem Staat „radikal Entzogenes“. Die Werbung für die Organspende mache aus dieser Entscheidung hingegen eine moralische Verpflichtung, die suggeriere, daß die Spende eine „Bagatelle“ sei. Tatsächlich erklärt sich der potentielle Spender aber bereit, als Hirntoter „schlichtweg totalinstrumentalisiert“ und damit nicht als „unverfügbares Individuum“ respektiert zu werden (Universitas, 794/12).

 

EU 2050: Dichtes Netz an Schnellbahnstrecken

WIEN. Auf den Westen des alten Kontinents konzentriert, umfaßt das Hochgeschwindigkeitsnetz 10.000 Kilometer. Nach dem EU-Weißbuch „Verkehr“ soll bis 2030 die dreifache Länge in Betrieb sein. Wie Helmut Adelsberger vom österreichischen Verkehrsministerium ausführt (Raum, 86/12), liege die eigentliche Herausforderung im Ausbau der Netze Ost- und Südeuropas. Wenn auch die Magistralen von Hamburg nach Salerno und von Paris nach Konstanza vielleicht erst 2050 den EU-Raum vernetzen, so zeige bereits der heutige Ausbaugrad von Strecken auf deutsch-österreichischem Terrain, daß eine auf Hochgeschwindigkeitstrassen setzende Verkehrspolitik keinem Utopismus huldige, sondern einen wesentlichen Beitrag leiste, um Europa von fossilen Treibstoffen unabhängiger zu machen. (ck)

 

Sea King-Oldtimer im Kampf gegen Piraten

KIEL. Die Sea King-Hubschrauber, seit fast 40 Jahren bei den deutschen Marinefliegern im Einsatz, haben wegen der Nöte des Wehr­etats noch einige Dienstjahre vor sich. Finanzprobleme haben auch die im August vollzogene Schließung des Sea King-Stützpunkts in Kiel-Holtenau und die Verlegung nach Nordholz bei Cuxhaven erzwungen. Vor diesem Wechsel durften sich Sea King-Piloten, die fast 13.000 Menschen aus Notsituationen an Nord- und Ostsee retteten, erstmals bei der Piratenjagd am Horn von Afrika bewähren. Zusammen mit dem Versorger „Berlin“ und zwei für Fernaufklärung umgerüsteten Hubschraubern hätten, so bilanziert Alexander Golz für die FliegerRevue (9/12) deren Teilnahme an der Anti-Piraten-Operation „Atalanta“, die Flugoldtimer noch allen Anforderungen entsprochen. (ft)

 

Erkenntnis

„Worte wandern ins Deutsche nicht ein, sie werden eingepreßt im Kontext einer kalten ökonomisch-technologischen Effizienz-Rechnung, die Vereinheitlichung auf Kosten der Vielfalt erzwingt.“

Paul-Hermann Gruner, Autor und Redakteur des „Darmstädter Echo“

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