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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/12 21. September 2012
EU will Förderung des umstrittenen Bio-Sprits
beenden Fällt der Begriff E10, wird es den meisten deutschen Autofahrern speiübel und der heilige Zorn will sie packen. Gegen ihren Willen, gegen den Rat von Experten hatten die transzendentalen Traumtänzer in Brüssel und ihre dilettierenden Claqueure in Berlin des äthanolhaltige Benzin eingeführt. Doch die Klimarettung mit dieser subventionierten Pflanzensuppe war ein teurer Irrweg. Sprit vom Acker schadet nicht nur der Umwelt, sondern verschärft den Hunger auf der Welt. Zwei Beispiele: In Indonesien wurde ein großer Teil des Regenwaldes abgeholzt – für Energiepflanzen. In Kamerun und Äthiopien werden Bauern von ihrer Scholle verjagt – Investoren wollen dort Biospritpflanzen anbauen. FDP-Minister Dirk Niebel ist kürzlich vorgeprescht und hat einen E10-Stopp verlangt (JF 35/12), nach dem Motto: „Teller statt Tank“ . Jetzt kommt die Notbremse aus dem Tollhaus Brüssel: Ein Gesetzentwurf soll in den kommenden Wochen dem erstaunten Volke präsentiert werden. Alles also wieder auf Anfang: Die Subventionierung von Biosprit soll in ein paar Jahren komplett eingestellt werden. Außerdem der Anteil von Biokraftstoffen 2020 auf fünf Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Transportsektor begrenzt werden. Die Merkel-Regierung wird daran zu schlucken haben. Denn die EU-Wendehälse bringen ihren Plan der eigenen Energiewende ins Wanken. Nachwachsende Rohstoffe sollten nämlich bis 2050 ein Viertel des Energiebedarfs decken – Irrsinn. Eigentlich müßten die Eurokraten ob ihrer Selbsterkenntnis (immerhin eine Tugend der antiken Philosophie) ja gelobt werden. Doch die Kurskorrektur wirkt ärgerlich, peinlich und blamabel – zumindest so lange bis die Generallinie ihres arroganten Murksismus nicht revidiert wird. Die unvernünftige Politik (am Beispiel der nachwachsenden Rohstoffe) symbolisiert nur den nachwachsenden Unsinn in Brüssel insgesamt. Wie sagte einst Adorno: Das Ganze ist das Unwahre. |