© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Schöne neue Familienwelt
Endlich löst sich Deutschland vom überkommenen Modell der Ehe zwischen Mann und Frau. Immer neue Minderheiten verlangen eine rechtliche Gleichstellung alternativer Lebensweisen. Die JF enthüllt, wohin die Reise gehen wird
Tilmann Wiesner

Mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz ist uns eine kleine Kulturrevolution für Akzeptanz gelungen“, feierten sich die Grünen in ihrem Bundestagswahlprogramm 2009 selbst. Mittlerweile ist die „Homo-Ehe“ sogar in der CDU angekommen, in der sich kürzlich 13 Bundestagsabgeordnete für die Ausdehnung des Steuerprivilegs auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften („Homo-Ehe“) stark machten. Schwule und Lesben würden konservative Werte leben, setzte sich sogar Familienministerin Kristina Schröder (CDU) für das Ehegattensplittung ein. Die Forderung nach Adoptionsrechten dürfte bald folgen.

Wer glaubt, daß das Gleichstellungskarussell lediglich bei zwei (Ehe-)Partnern stehenbleibt, irrt. Bereits im Jahr 2004 urteilte das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz, es sei für die Zweitfrau eines Irakers unzumutbar, wenn die Ausländerbehörde ihr eine Aufenthaltserlaubnis verweigere und sie so aus dieser Lebensgemeinschaft herauslöse. Die muslimische Vielehe ist in Deutschland heute schon geduldet; Paragraph 1306 im Bürgerlichen Gesetzbuch verbietet lediglich die Konstellation, daß „zwischen einer der Personen, die die Ehe miteinander eingehen wollen, und einer dritten Person eine Ehe oder eine Lebenspartnerschaft besteht“.

Der Blick in die Zukunft macht schwindlig: Neben der angegrauten 68er-Kommune eines Rainer Langhans und der trendigen Senioren-WG von Bremens Altbürgermeister Henning Scherf (SPD) sind ganz unterschiedliche Partnerschaftsmodelle denkbar. Eine große Koalition könnte das Grundgesetz ändern und den Ehebegriff auf größere Lebensbünde wie Studentenverbindungen ausweiten. Warum keine Facebook-Freunde im Internet heiraten?

Fotos: Traditionelle Ehe: Der natürliche Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau ist hierzulande die vom Grundgesetz geschützte Norm. Ihre steuer- und versorgungsrechtliche Privilegierung schürt Neid unter Minderheiten.; Homo-Ehe: Die rot-grüne Bundesregierung führt die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft ein. In den Folgejahren erhalten sie scheibchenweise eheliche Vorrechte wie Ehegattensplittung und Adoptionsrecht.; Muslim-Ehe: Integrationsministerin Maria Böhmer (CDU) unterstützt die Forderung muslimischer Verbände nach Anerkennung der Vielehe. Im Bundesrat einigen sich die Parteien auf Ehen zwischen drei Partnern. ; Kommunarden-Ehe: Bundeskanzler Jürgen Trittin macht Alt-68er Rainer Langhans zum Familienminister. Dessen Lebensmodell mit fünf Frauen wird durch eine „Lex Langhans“ der Ehe gleichgestellt. Die EKD begrüßt das Abschneiden alter Zöpfe.; Korpo-Ehe: Verbindungsstudenten siegen in Karlsruhe. Zusammenschlüsse von Personen, die unter einem Dach leben und sich als „Lebensbund“ definieren, können Einkommensunterschiede von „Lebenspartnern“ steuerlich geltend machen.; Facebook-Ehe: Vor dem Supreme Court erstreitet Mark Zuckerberg das Recht, bis zu 100 Facebook-Freunde online zu heiraten. Deutschland übernimmt die Entscheidung auf Weisung des EU-Präsidenten Ruprecht Polenz.

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