© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Blick in die Medien
Zu Risiken und Nebenwirkungen
Toni Roidl

Warnhinweise auf pornographischen Internetseiten oder gewaltverherrlichenden Hip-Hop-Schallplatten sollen Medienkonsumenten davor schützen, ungewollt mit den Inhalten konfrontiert zu werden. Gut und schön, aber wer schützt uns eigentlich vor den Inhalten der sogenannten Qualitätspresse? Die steckt nämlich auch voller Gefahren für die geistige Gesundheit!

Der britische Medienkünstler und Internetjournalist Tom Scott hat Aufkleber entworfen, die mit einfachen Symbolen und Texten vor „schlampigem Journalismus und anderen fragwürdigen Inhalten warnen“. Die Etiketten klebt er auf Artikel, die er in Zeitungen in öffentlichen Verkehrsmitteln findet.

Ein Motiv stellt eine Säulengrafik dar. Der Text sagt: „Umfrageergebnisse, Statistiken und Analysen in diesem Artikel wurden von einer PR-Firma gesponsert.“ Ein anderes Motiv zeigt ein großes W! mit dem Hinweis: „Dieser Artikel enthält nicht verifizierte Informationen ohne Quellenangaben aus Wikipedia.“ Auf Interviews klebt er folgende Warnung: „Um künftige Interviews mit dieser Person nicht zu gefährden, wurden wichtige Fragen nicht gestellt.“

Dabei hat Scott gar nichts gegen Journalisten. Er kann sie sogar verstehen: Zeitungsmacher hätten oft zu wenig Zeit. Wenn eine Geschichte kurzfristig platze, schrieben sie eben schnell eine andere ab. „Aber fairerweise sollten sie diese dann auch kennzeichnen“, so Scott. Sein Vorschlag für solche Fälle lautet: „Dieser Artikel ist eigentlich eine abgeschriebene Pressemitteilung.“ Daneben ein Dokumentensymbol mit dem Recycling-Logo.

Inzwischen wurden die Etiketten von vielen anderen Medienkritikern in ihre Landessprachen übersetzt und stehen auf Scotts Internetseite zum Herunterladen bereit, von Portugiesisch bis Polnisch. Schützen Sie Ihre Mitmenschen vor Gefahren durch ideologisierte oder inkompetente Journalisten.

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