© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Verlängerte Arme der US-Konzerne: Stipendien in der „Dritten Welt“
Die Hegemonie der Philanthropoiden
(ob)

In Indien und Pakistan gibt es heute in der oberen Mittelschicht kaum eine Familie, in der nicht mindestens ein Kind in den USA studiert hat. Wer sich die hohen Studiengebühren nicht leisten konnte, erhielt ein Stipendium. Das Geld dafür floß reichlich aus den Kassen großer US-Stiftungen wie Rockefeller- oder Ford-Foundation. Diese „Philanthropoiden“ bezeichnet die indische Publizistin Arundhati Roy in ihrer mehrteiligen „Gespenstergeschichte“ des Kapitalismus (Blätter für deutsche und internationale Politik, 7-9/2012) als treibende Kräfte bei der Ausgestaltung der „Weltherrschaft der Konzerne“. Bereits 1924 hätten Rockefeller- und Carnegie-Foundation mit dem Council onForeign Relations die „mächtigste außenpolitische Interessengruppe der Welt“ geschaffen, in deren Regie die globale Hegemonie des US-Kapitalismus und seine radikalliberale Geschäftspraxis der „offenen Märkte“ universalisiert worden sei. Heute prägen konzernfinanzierte Stiftungen mit ihren Denkfabriken, Stipendien und Lehrgängen die Dritte-Welt-Eliten beinahe lückenlos. Hinter ihrer „seltsam anästhetisierenden Sprache“, die „Toleranz und Multikulturalismus“ predige, sei jedoch leicht die „überaus unplurale Wirtschaftsideologie“ erkennbar, die das Bewußtsein der Globalisierten derart „kolonisiert“ habe, daß sie für jedermann zur zweiten Natur geworden sei.

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