© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Frisch gepresst

Wachstumsgrenze. Die Botschaft, die der US-Journalist Richard Heinberg seit Jahren in Büchern und Vorträgen überbringt, ist nun wahrlich nicht neu. Genauer gesagt, ist sie vierzig Jahre alt und wurde zuerst in Warnungen des Club of Rome über „Die Grenzen des Wachstums“ formuliert. Heinberg bereitet die Analysen und Prognosen des Clubs zu den Überlebenschancen der Menschheit auf einem Planeten, dessen natürliche Ressourcen bei zunehmendem Bevölkerungswachstum im 21. Jahrhundert erschöpft sein könnten, noch einmal auf, aktualisiert sie und unterfüttert sie mit einer ordentlichen Portion „menschelnder“ Geschichten und Anekdoten, ohne die angelsächsische Sachbuchautoren nur schwer auskommen. Dieser Zugewinn an Unterhaltsamkeit macht es dem Leser vielleicht leichter, das monoton vorgetragene, Wiederholungen nicht scheuende ernste Anliegen eines Autors zu erfassen, für den der „Scheitelpunkt“ bei den Erdölvorräten, dem Haupttreibmittel westlicher Wohlstandsgesellschaften, bereits hinter uns liegt. (jr)

Richard Heinberg: Jenseits des Scheitelpunkts. Aufbruch in das Jahrhundert der Ressourcenerschöpfung. Manuscriptum Verlag, Waltrop 2012, broschiert, 228 Seiten, 19,80 Euro

 

Zivilreligion. Wenn sich Menschen von Gott abkehren, ist es nicht selten eine progressive Diesseitsreligion mit moralischem Absolutheitsanspruch, die an die Stelle des Schöpfers tritt. Ausgehend von diesem Transzendenzverlust gelingt es Peter Gerdsen anschaulich darzustellen, wie der Mensch in den westlichen Gesellschaften offen geworden ist für ethisch-entgrenzende Umerziehungsmaßnahmen der politischen und medialen Klasse. Umgedeutete und gleichsam moralisch aufgeladene Begriffe wie Toleranz oder Freiheit bilden dabei den ziviltheologischen Deckmantel eines menschlichen Selbsterlösungskultes. Das Buch gießt Empfindungen, die von vielen zwar unterschwellig wahrgenommen, jedoch oft nicht angemessen artikuliert werden können, in Worte. Dabei ist es leicht verständlich und in einem Zug zu lesen. Ein undifferenzierter Rekurs auf antiamerikanische und antizionistische Erklärungsversuche für die Entstehung totalitärer Herrschaftsformen in freiheitlich-egalitärem Gewand wäre nicht nötig gewesen und wirft einen Schatten auf die Publikation. (tb)

Peter Gerdsen: Das moralische Kostüm geistiger Herrschaft. Wie unter dem Deckmantel der Moral Macht ausgeübt wird. Bautz Verlag, Nordhausen 2012, broschiert, 121 Seiten, 15 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

2. Oktober 1952: Nach einer leidenschaftlichen Rede Thomas Dehlers (FDP) wider die Todesstrafe lehnt der Bundestag in Bonn mit knapper Mehrheit von 151 gegen 146 Stimmen die Wiedereinführung der Todesstrafe bei Mord und Menschenraub ab.

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