© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Umwelt
Krebs durch Genmais
Volker Kempf

Die Weltbevölkerung wächst. In einst armen und nun aufstrebenden Ländern wie China wächst der Wohlstand – und damit das Verlangen nach Fleisch. Beides erfordert eine neue Agrarrevolution, die soll die „grüne“ Gentechnik ermöglichen. Kritiker sagen, das sei alles Hybris. Die genmanipulierten Futter- und Lebensmittel würden unwägbare Risiken in sich bergen und für mehr Pestizideinsatz sorgen. Manche tun das als jugendbewegte Zivilisationskritik ab. Daß das eine nur zu bequeme Haltung ist, liegt auf der Hand. Denn die Bedenken sind wohl begründet. Das unterstreicht eine in der Zeitschrift Food and Chemical Toxicology präsentierte Studie französischer Forscher. Hiernach wurden Ratten mit der Genmaissorte NK603 gefüttert. Bei einer Gruppe war Gengetreide mit dem dafür vorgesehenen Pestizid behandelt, bei einer weiteren nicht. Eine dritte Gruppe erhielt herkömmlichen Mais.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Todesrate der Ratten, die mit Genmais gefüttert wurden, war um 500 Prozent erhöht. Haupttodesursache war Brustkrebs bei den Weibchen, Haut- und Nierentumore bei den Männchen. Wer das Bienensterben in entsprechenden Maisgebieten verfolgte, den dürfte das Ergebnis kaum überrascht haben. In der EU darf der betreffende Mais zwar nicht angebaut, aber verfüttert und gegessen werden. Damit sollte Schluß sein. Sonst droht der Wettlauf zwischen medizinischem Fortschritt und toxischer Belastung verloren zu gehen. Immerhin gehört Krebs heute zu den häufigsten Todesursachen in der EU, wie jüngst eine von einer internationalen Forschergruppe durchgeführte Untersuchung von mehr als vier Millionen Todesscheinen aus dem Jahr 2007 ergab. Auf der dennoch wachsenden Lebenserwartung sollte man sich nicht ausruhen – es mangelt weniger an toxischem Wissen als vielmehr am Umsetzungswillen im Dienste des Gemeinwohls.

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