© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Meldungen

Klimaflüchtlinge: Stars des Katastrophenkinos

FRANKFURT. Noch 2005 warnte das UN-Umweltprogramm Unep vor 50 Millionen Klimaflüchtlingen, die bis 2010 infolge der CO2-Emissionen ihre Heimat verlassen würden. Die Stiftung NatureLife berechnete 2009, wie viele Klimaflüchtlinge die Industriestaaten bis 2035 in Relation zu ihren Umweltsünden aufzunehmen hätten: Auf die USA entfielen 44 Millionen, auf Deutschland sechs Millionen. In Wirklichkeit, so berichtet Tillmann Elliesen, Redakteur der Welt-Sichten (8/12), verwischen sich bei diesem Thema wie im Katastrophenkino die Grenzen zwischen Realität und Übertreibung. Selbst Pro Asyl wehre sich gegen die Greenpeace-Initiative, Umweltveränderungen in die Fluchtgrundliste der Genfer Flüchtlingskonvention aufzunehmen. Zumal die meisten Flüchtlinge (etwa in Bangladesch) gar nicht nach Europa drängten, sondern entgegen den „völlig beliebigen Prognosen“ in der Region blieben. (ft)

 

Syrien: Ein Brennpunkt im Weltressourcenkrieg

DAMASKUS. Wer die syrischen Pipelines in Zukunft kontrolliere, werde vom Transfer irakischen und saudischen Öls nach Europa profitieren. Das sei nur ein Aspekt des in Syrien inszenierten Bürgerkriegs. Besser verstehe man den Konflikt, so argumentiert der Bonner Dozent Kinan Jaeger, als Ouvertüre des großen Kampfes um Ressourcen. Allein die im östlichen Mittelmeer entdeckten Öl- und Gasvorkommen (JF 27/12) erheischen eine Revision der Ammenmärchen über Syrien. Denn die bis zu 500 Milliarden Kubikmeter Erdgas dort könnten etwa „den jüdischen Staat vom Energieimporteur zum Selbstversorger“ machen. Zudem befeuern die Öl- und Wasserreichtümer in kurdisch beanspruchten Regionen Iraks und Syriens Autonomieträume eines Volkes, das hier eine Finanzierungsgrundlage für seinen „verstärkten Befreiungskampf“ anvisiere – um den Preis der „Balkanisierung des Nahen Ostens“ (Europäische Sicherheit & Technik, 9/12). (rs)

 

Erbe des Atomzeitalters in Europas Unterwelt

WEINHEIM. Daß jenseits des Streits um den Schacht Asse oder um Gorleben eine „nachsorgefreie Endlagerung“ radioaktiver Abfälle möglich sei, will eine neue Serie in Chemie in unserer Zeit (3/12) vermitteln. Den Auftakt besorgen Klaus-Jürgen Röhlig, Klaus Menger (beide TU Clausthal) und Horst Geckeis (IT Karlsruhe), die es für machbar halten, Atommüll in tiefen geologischen Formationen zu entsorgen. Zuversichtlicher als über deutsche Salzstöcke äußern sie sich über Pläne von Finnen und Schweden, verbrauchte Kernbrennstoffe in Kristallinformationen zu entsorgen, sowie über Belgiens Pläne, hochradioaktive Abfälle in plastischen Tonen verschwinden zu lassen. (ck)

 

Erkenntnis

„Mehr als 50 Prozent aller zugelassenen Medikamente können schwere Nebenwirkungen verursachen, die in Studien nicht beobachtet wurden. Sie werden zuwei-len erst bekannt, wenn Langzeitdaten vorhanden sind.“

Bettina Schade, Leiterin des Wiener Instituts für Pharmakovigilanz

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