© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

In Spanien und Portugal steigt der Druck
Wie Dynamit
Michael Ludwig

Der konservative spanische Ministerpräsident Rajoy befindet sich in einer ähnlichen Lage wie Odysseus in der Meerenge von Messina – auf beiden Seiten lauern Ungeheuer, die ihm an den Kragen wollen. Wird es auch Rajoy gelingen, den richtigen Weg zwischen brutalem Sparzwang (Skylla), den er seinem Volk verordnet hat, und den sezessionistischen Bestrebungen der Katalanen (Charybdis) zu finden?

Fest steht, daß die Euro-Krise und die damit einhergehende Verarmung weiter Teile der Bevölkerung dem Unabhängigkeitswunsch Barcelonas neuen Auftrieb gegeben haben. Aber auch in den übrigen Provinzen des Landes gärt es, vor allem in der Hauptstadt Madrid. Die gewalttätige Demonstration in der vergangenen Woche dürfte nur ein Auftakt für das sein, was Rajoy und die Seinen im Herbst erwartet, den die Gewerkschaften als einen „heißen“ angekündigt haben. Im benachbarten Portugal haben die Linksparteien schon längst die Schuldige für ihr wirtschaftliches Desaster ausgemacht – Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf Transparenten mit einem Hackebeil abgebildet wurde, das dem Lämmlein Portugal an die Kehle gehen will.

Der Euro, der den Kontinent fester zusammenschließen sollte, entpuppt sich nun als Dynamit, das ihn in die Luft zu sprengen droht. Für den künftigen Zusammenhalt Europas wäre es besser, das aberwitzige Währungsabenteuer so schnell wie möglich zu beenden.

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