© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Frisch gepresst

Friedrich Meinecke. Genau fünfzig Jahre ist die Briefedition alt, die 1962 in einer Werkausgabe des Ideenhistorikers Friedrich Meinecke (1862–1954) erschienen ist. Ausgerechnet zwei emeritierte Sozialhistoriker, Gerhard A. Ritter und Gisela Bock, also Vertreter jener Teildisziplin der Geschichtswissenschaften, die nach 1968 die Meinecke-Tradition aus den Seminaren verdrängte, haben sich jetzt aus der unendlichen Fülle der im Staatsarchiv in Berlin-Dahlem verwahrten Korrespondenzen bedient, um an diesen Band anzuknüpfen. Manche Rücksichten, die damals auf noch lebende Weggefährten und Schüler Meineckes genommen werden mußten, sind heute entfallen, und so ist eine sich auf höherem editorischen Niveau bewegende, präziser und umfassender kommentierte Sammlung entstanden, die mit einem wahrhaft wirkungsreichen Gelehrtenleben bekannt macht, das unter Bismarck begann und in der Bonner Republik endete, das vom bescheidenen Elternhaus in der Altmark über die Studienzeit bei Treitschke und Dilthey, über Stationen in Straßburg und Freiburg schließlich 1915 auf ein Ordinariat in Berlin führte, wo der Emeritus 1948 noch als Gründungsrektor der Freien Universität fungierte. In vielen Briefen vor allem an Frau Antonie und die Töchter lernt man indes gerade den greisen Meinecke, der die NS-Zeit in der inneren Emigration überstand, weniger als umfassend vernetzte, politisch engagierte „gelehrte Leseratte“ (Bock) kennen, sondern als grundgütigen, tief im liberalen Bildungshumanismus des 19. Jahrhunderts verwurzelten Weltbürger preußischer Prägung. (tü)

Gerhard A. Ritter, Gisela Bock, Hrsg.: Friedrich Meinecke. Neue Briefe und Dokumente. Oldenbourg Verlag, München 2012, gebunden, 681 Seiten, Abbildungen, 79,80 Euro

 

Christa Meves. Passend in die lähmende Debatte über die Einführung des Betreuungsgeldes hat sich die Grande Dame der christlichen Publizistik mit einem kurzen Essay eingeschaltet. So beklagt sie, daß dieser Streit „in unserer Gesellschaft des Weißen Mannes“ allzu deutlich eine schwindende Akzeptanz von Mutterschaft wahrnehmbar mache. Mütter seien einer wirkungsvollen finanziellen Unterstützung augenscheinlich nicht mehr würdig, wenn selbst so eine „lächerliche Subvention von 150 Euro“ in Konkurrenz zur sozialistischen Krippenpflicht politisch in Frage gestellt werde. (bä)

Christa Meves: Mütter heute. Entwertet, beraubt, vergessen. Christiana Verlag, Kißlegg 2012, broschiert, 32 Seiten, 2 Euro

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