© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Meldungen

Erich Loest erhält Hohenschönhausen-Preis

BERLIN. Der Schriftsteller Erich Loest erhält den Hohenschönhausen-Preis 2012. Dies teilte der Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen vergangenen Freitag mit. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in besonderer Weise um die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der DDR verdient gemacht haben. Mit einem Ehrenpreis wird der Journalist und Historiker Sven Felix Kellerhoff bedacht. Nach Ansicht der Jury hat der 1926 im sächsischen Mittweida geborene Erich Loest maßgeblich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur beigetragen. In seinen Werken wie „Durch die Erde ein Riß“ oder „Nikolaikirche“ habe er zahlreichen Menschen in ganz Deutschland ein realistisches Bild der DDR als menschenfeindliche Diktatur vermittelt. Auch mit seinem Kampf gegen Überbleibsel kommunistischer Propaganda wie das Bronzerelief „Aufbruch“ der Universität Leipzig habe er sich in besonderer Weise gegen einen unkritischen und nachlässigen Umgang mit der SED-Diktatur gewandt. Als vorbildlich würdigte die Jury auch, daß sich Loest, der in der DDR sieben Jahre im Gefängnis saß, mit seinen eigenen politischen Irrtümern offen und kritisch auseinandergesetzt habe. Der mit einem Ehrenpreis bedachte Sven Felix Kellerhoff hat nach Ansicht der Jury durch seine hartnäckigen Recherchen und kontinuierliche Berichterstattung ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geleistet. Neben seiner Tätigkeit als leitender Redakteur für Zeitgeschichte bei den Zeitungen Welt und Berliner Morgenpost habe sich der 1971 geborene Journalist auch in zahlreichen Büchern kritisch mit der DDR auseinandergesetzt und ihre Opfer gewürdigt. Ein Beispiel sei das zusammen mit Lars Broder-Keil erst kürzlich veröffentliche Buch „Mord an der Mauer. Der Fall Peter Fechter“ (siehe Seite 35). Die Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Preises findet am 7. November 2012 in Berlin statt. Die Laudatio wird Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms halten. (JF)

 

Die Erfindung des deutschen Europäers

MÜNCHEN. Der „Tag der Deutschen Einheit“ wurde diesmal offensiver denn je in einen „Europatag“ verwandelt. In der Münchener Innenstadt durften die 16 Bundesländer vor 400.000 Besuchern zwar noch regionale Folklore präsentieren, aber die exklusiv in der Staatsoper feiernde politische Klasse dürfte dies als deutschnationales Provinzlertum belächelt haben. Denn abgeschottet vom dummen Volk lebt sie sich in die europäische Identität ein. So rief der Festredner, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), für die versammelte Nomenklatura aus: „Wir sind deutsche Europäer“, und deklamierte, daß es „keine vernünftige Alternative zu Europa“ gebe. Zur neuen Identität servierte Lammert das passende Geschichtsbild, wonach die Wiedervereinigung nur dank der europäischen „Freunde“ und der „Förderhilfen der EU“ gelungen sei. Derartige Klitterungen sind so zutreffend wie einst die Versicherung, der Euro werde stabil sein wie die D-Mark. Trotzdem ist solche Demagogie nicht als Dummenfang abzutun, sondern als Beitrag zur Kulturrevolution von oben ernst zu nehmen, ohne die der parallele „Staatsstreich von oben“ (Wilhelm Hankel) der „Euro-Retter“ nur locker verankert wäre. Denn Kultur, so definiert Lammert auf seiner Netzseite, sei „das Eigentliche“, was die Gesellschaft zusammenhalte. (ob)

 

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Bundesweiter Interessenverband der Handelsimmobilienwirtschaft

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