© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Geschlechterdemokratie und Penisbeschneidung
Biologischen Rest ernster nehmen
(wk)

Mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahesteht, veranstaltete das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie im November 2011 eine Tagung unter dem Motto „Männerleiber – Körperlichkeit zwischen Sein und Tun“. Zweck der Konferenz war es, die biologischen Differenzen zwischen Mann und Frau weiter kleinzudiskutieren und sich zugleich solcher Themen anzunehmen wie der „gendersensiblen Deutung der Penisbeschneidung“. Wie der Tagungsbericht in den Feministischen Studien (1/2012) verrät, lief die Veranstaltung allerdings in unerwarteter Weise aus dem Ruder: Mehrere „Wissenschaftler_innen“ sprachen sich nämlich plötzlich dafür aus, den „‘biologischen Rest’, der die Geschlechter jenseits ihrer sozialen Konstruierbarkeit voneinander trenne“, ernster zu nehmen als bisher. Das brachte ihnen natürlich den Vorwurf ein, „die Gefahr einer erneuten Naturalisierung des Geschlechterbegriffs“ heraufzubeschwören und „hinter den Stand der Diskussion zurückzufallen“. Ebenso bemerkenswert ist die auffallende Zurückhaltung der Berichterstatter Michaela Hartl und Michael Thiele, was das Thema der männlichen Beschneidung betrifft. Aber vielleicht taugt es einfach nur nicht zur „Dekonstruktion von Geschlecht“ – und eine queer-theoretische Relevanz fehlt natürlich auch.

www.feministische-studien.de

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