© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Überprüfung der deutschen Goldreserven
Freche Ausreden
Ronald Gläser

Freiberufler, die eine Steuerprüfung hinter sich haben, wissen, wie penibel deutsche Behörden auch wegen kleiner Beträge sein können. Ob Taxiquittung, Bewirtungsaufwand oder Mehrwertsteuersatz – alles wird von Finanzbeamten genau überpüft. Wenn es aber um unser Volksvermögen geht, dann ist Kontrolle plötzlich unwichtig. Ob die seit Jahrzehnten angeblich in New York, London und Paris liegenden deutschen Goldreserven – 3.400 Tonnen – wirklich existieren, weiß die Bundesbank nicht so genau. Jedenfalls prüft das Institut noch nicht einmal stichprobenartig diese Bestände. Abgeordnete, die die Barren ansehen wollten, wurden forsch vor die Tür gesetzt. In Paris und London übrigens mit der gleichen, besonders frechen Ausrede: „Es gibt keine Besucherräume.“

Gäbe es nicht aufmerksame Abgeordnete, unabhängige Medien und den Rechnungshof, so würde dieser Skandal von Regierung und Bundesbank dauerhaft unter den Teppich gekehrt. Die Hartnäckigkeit, mit der – auch von der JUNGEN FREIHEIT – immer wieder auf den Mißstand hingewiesen wurde, zahlt sich nun ein wenig aus: Inzwischen sind auch die Leitmedien auf das Thema aufmerksam geworden. Jetzt heißt es: am Ball bleiben. Die Deutschen können erst zufrieden sein, wenn sämtliche Goldvorräte in die Heimat überführt worden sind. Es ist ihr gutes Recht. Denn es gibt schon lange keinen sachlichen Grund mehr, das Gold in Paris, London oder New York zu lagern.

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