© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

„Am Golde hängt doch alles“
Vermögenssicherung: Die Münchner Edelmetall- & Rohstoffmesse wartet mit hochkarätigen Referenten auf
Christian Schreiber

Die Veranstalter versprechen „spannende Tage in historischen Zeiten“ – und angesichts der Finanzkrise sowie der Liste der Referenten scheint dies keine marktschreierische Übertreibung zu sein. Denn auf der Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse nächste Woche in München kann man zwar auch Gold und Silber kaufen, doch diese alljährliche Zusammenkunft ist vor allem eine hochpolitische Angelegenheit, was die Organisatoren Jan Kneist und Frank Hoffmann mit ihrer Kritik an den Euro-Rettungsmaßnahmen offenbaren: „Die im Raum herumgeisternden Summen werden immer abenteuerlicher, und auch wenn es jetzt nur Bürgschaften sind, die Realität wird uns einholen und für diesen Fall wurde die EZB schon in Stellung gebracht.“

Wissenschaftlich untermauert wird diese Befürchtung von dem Ökonomieprofessor Joachim Starbatty, einem der prominentesten Redner am ersten Messetag: „Die Rettung des Euro bedroht Europa“, so der Titel seines Vortrages. Er gehörte zusammen mit anderen Fachkollegen zum Kreis der Verfassungskläger gegen die Euro-Rettungsschirme.

Um die Vorzüge von Edelmetall wußte schon Margarete in Goethes Faust I: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Bundesbankpräsident Jens Weidmann übersetzte dies jüngst bei seiner Rede anläßlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung ins heute: Gold sei „der zeitlose Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel“. Heutiges Geld sei durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt und Banknoten seien nur bedrucktes Papier. „Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge jedoch häufig zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung durch Inflation.“ Der beste Schutz gegen die Versuchungen in der Geldpolitik ist laut Weidmann „eine aufgeklärte und stabilitätsorientierte Gesellschaft“.

Die Messeveranstalter rechnen hingegen mit dem Schlimmsten, bis hin zum Währungsschnitt oder einer Währungsreform auch in Deutschland. Ihre Investitionstrategie scheint aufzugehen, denn wer bei der ersten Edelmetallmesse 2005 eine Feinunze Gold kaufte, mußte dafür weniger als 400 Euro bezahlen. In diesem Jahr gehen wahrscheinlich bei einem Kauf fast 1.000 Euro mehr über den Verkaufstresen. Doch ist Gold nun tatsächlich mehr wert? Nein, seine Kaufkraft bleibe langfristig stabil, nur Papiergeld werde weniger wert, lautet die Antwort, die wohl der Wirtschaftsingenieur Hans-Jürgen Bocker geben wird. Er referiert auf der Messe über „Alternativlosen Vermögenserhalt in der Krise“. Der JF-Kolumnist Bruno Bandulet wird in München die Frage „Kann Geld Gold schlagen?“ stellen.

Selbstverständlich kommen auch Gold-Skeptiker zu Wort. Einer der bekanntesten dürfte „Mister Dax“ Dirk Müller sein. Der durch seine zahlreichen Fernsehauftritte bekannte Frankfurter Börsenhändler liefert kritische Anmerkungen zum Thema „Rohstoffe und Makroökonomie“. Einblicke in die Praxis bietet hingegen der frühere Goldman-Sachs-Rohstoffanalyst Joshua Crumb, einer der „Key Speaker“ der Messe.

Die Internationale Edelmetall- & Rohstoffmesse läuft vom 2. bis 3. November 2012 in der Event Arena im Olympiapark München: www.edelmetallmesse.com

Foto: Analyst Dimitri Speck: Der Rohstoffexperte ist auch in diesem Jahr in München als Redner mit dabei

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