© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Blick in die Medien
Gema – dich „dumm und dämlich“ zahlen
Toni Roidl

Wer sagt denn, daß sich mit Musik kein Geld verdienen läßt? Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, macht’s vor! Bei jeder Disconacht und jedem Schützenfest kassiert die Gema mit. Doch die Verwertungsgesellschaft findet, daß sie nicht genug abkriegt. Darum werden ab 2013 die Preise geändert.

Zukünftig steigen die Gebühren saftig, wenn das Veranstaltungslokal größer als 100 Quadratmeter oder der Eintritt teurer als 8 Euro ist, die Dauer der Musikdarbietung länger als fünf Stunden dauert und die Musiktitel vom Computer abgespielt werden.

Über 300.000 Personen haben eine Petition gegen diese Reform unterzeichnet. Sogar die Kanzlerin findet die Teuerung zu hart. Auf einer CDU-Regionalkonferenz klagte sie: „Man kann ja fast kein Fest mehr feiern, weil man sich dumm und dämlich bezahlt.“ Der Gema-Vorstandsvorsitzende Harald Heker zeigt sich über die Äußerung pikiert, schließlich würden mit der Reform gerade kleine Veranstalter entlastet.

Das gilt alllerdings nur dann, wenn die Veranstaltung um 22 Uhr zu Ende ist. Bei Straßen- und Dorffesten wird sogar deutlich mehr fällig, wenn der Veranstaltungsraum – beispielsweise ein Festzelt – mehr als 333 Quadratmeter groß ist.

Natürlich argumentiert die Gema, daß von den Gebühren viele hungerleidende Künstler über die Runden kommen müssen. Auch das stimmt so nicht. Über sechzig Prozent des Geldes gehen an nur fünf Prozent aller Künstler. Das sind knapp über dreitausend Personen, in der Liga Bohlen & Co. Die rund tausend Mitarbeiter der Gema wollen natürlich auch verdienen.

Witzbolde fragen bereits, ob die Gema bald auch dann zur Kasse bittet, wenn einem ein Lied, das man im Radio oder auf dem Konzert gehört hat, noch tagelang im Kopf herumgeht. Noch lachen sie.

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