© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Die Bremsspuren einer Roßkur: Reformunwillige Kultusbürokraten
Chaotisierte Universitäten
(wm)

Allesamt seien die drei Bildungsreformen, Bologna, Exzellenzinitiative und Einführung des G-8-„Turbogymnasiums, „grundsätzlich richtig“, meint der taz-Redakteur Christian Füller, der auch den „Gemeinplatz von links bis rechts“ zurückweist, die deutschen Hochschulen würden damit zu „neoliberalen Durchlauferhitzern“ umgebaut (zeitzeichen, 10/2012). Denn schon heute sei unbestreitbar, daß „schneller, unpolitischer, pragmatischer“ studiert werde, daß das Examensalter sinke und der Exzellenzwettbewerb deutsche Universitäten zu den „beliebtesten Studienorten der Welt“ gemacht habe. Aus dem Munde eines linken Journalisten klingt die Hymne auf die marktkonforme Entpolitisierung der Studentenschaft zwar bemerkenswert, auch wenn Füller mit kritischem Rest-Bewußtsein die Schattenseiten der hochschulpolitischen „Roßkur“ konzediert. So hätten die Reformen die Unis „teilweise auch chaotisiert“, auch der internationale Austausch leide. Und die meisten Studiengänge wurden dem „seelenlosen und fragwürdigen System der European-Credits“ unterworfen. Die Schuld daran sieht Füller bei den Bremsern in der „reformunwilligen und -unfähigen“, bevormundenden Kultusbürokratie der Bundesländer. Sie sollten von Humboldt lernen, der die akademische Unabhängigkeit proklamiert habe. Freilich um der „Persönlichkeitsbildung“ willen, die in Bologna abgeschafft wurde.

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