© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/12 02. November 2012

Private Währungsalternative als Weg aus der Sackgasse
Geldsysteme: Passives Warten auf das Euro-Ende vergrößert den Schaden / Parallel-Währung mit einer Sachanlagen-Absicherung als Gegenmodell
Bernd-Thomas Ramb

Der Euro ist als monetäres Konzept gescheitert, das heißt aber nicht, daß er als Währung bereits in Kürze abgelöst wird. Die zahlreichen Verfassungsklagen sind in dieser Hinsicht ohne erkennbare Erfolgsaussichten geblieben. Aber selbst eindeutige Verbote einer Zweckentfremdung der Euro-Währung zur Finanzierung maroder Staatsanleihen – immerhin steht die endgültige Entscheidung des Verfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) noch aus – werden das politische Establishment kaum daran hindern, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank weitere geldpolitische Totsünden zu begehen, um die Euro-Währung künstlich am Leben zu erhalten.

Eine parlamentarische Kehrtwende über die Läuterung immer noch eurokonformer Politiker erscheint – zumindest auf die Schnelle – ebenfalls wenig erfolgversprechend. Wie neue, eurokritische Parteien so schnell keine relevanten Mehrheitsverhältnisse erreichen dürften. Darüber zu klagen, ist das eine, Alternativen zu entwickeln das andere. Solange der Euro besteht, richtet er Schaden an. Es gilt, die tagespraktischen Probleme zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die verzweifelten Versuche, die unlösbare Euro-Krise zu lösen, basieren im Kern auf einer einzigen Strategie: Immer mehr Euro-Geld produzieren. Die unvermeidlichen Auswirkungen sind hohe Inflationsraten und die zu-nehmende Wahrscheinlichkeit einer Währungsreform. Hyperinflation wird in der kommenden Zeit mit Sicherheit eintreten, denn die explodierende Geldmenge kann nur über allgemeine Preis-erhöhungen absorbiert werden.

Die augenblicklichen, relativ moderat erscheinenden Inflationsraten von zwei bis drei Prozent bei den Lebenshaltungskosten verzerren die bereits eingetroffenen Wirkungen. Noch steigen vor allem die Preise für Sachvermögensanlagen wie Gold und Immobilien – ein Indiz für die sich verstärkenden allgemeinen Inflationserwartungen in der Zukunft.

In dem Maße, in dem die explodierende Euro-Geldmenge durch eine ebenso rasche Ausweitung der Staatsschulden finanziert wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Währungsreform. Permanent hohe Inflation und zunehmende Belastung der Staatshaushalte mit angestauten Staatsschulden können nicht dauerhaft ertragen werden. Zu lösen ist diese Situation nur durch die Ablösung der Euro-Währung. Dies muß nicht unbedingt in der klassischen Weise erfolgen, mit die Ablösung der bestehenden Währung durch eine neue.

Denkbar und wahrscheinlicher ist gerade im Falle des Euro-Verbundes die parallele Wiedereinführung nationaler Währungen unter Beibehaltung des Euro, zumindest bis zur Abwicklung der alten in Euro gezeichneten Staatsschuldentitel. Was im Falle Deutschlands besonders attraktiv wäre, weil die Altschulden in Euro beglichen würden, die mittels einer stark aufgewerteten deutschen Neuwährung preiswert erworben werden könnten. Wann sich die Politiker zu einer solchen sinnvollen Tat entschließen werden, liegt allerdings in den Sternen.

Egal wann welche Währungsreformvariante eintreten wird, die Halter von Euro-Geld sind – schon in der Vorperiode hoher Inflationsraten – die großen Vermögensverlierer. Durch Inflation und Währungsreform werden nicht nur direkte Geldvermögen (Bargeld, Sichteinlagen, Spareinlagen) vernichtet. Reduziert wird auch der Wert der staatlichen Schuldverschreibungen (Staatsanleihen, Bundesschatzbriefe und ähnliches). Eine auf Euro-Basis erworbene Staatsanleihe, deren Nennwert am Ende der Laufzeit in Euro zurückgezahlt wird, verliert durch ihren inflatorischen Abschlag, den die Nominalverzinsung nicht mehr ausgleichen kann, an realem Wert.

Die grundsätzliche Devise heißt somit: Geldvermögen schnellstens und umfassend in Sachanlagen umwandeln. Der schon jetzt zu verzeichnende starke Anstieg der entsprechenden Sachgüterpreise – Immobilien, Unternehmensbeteiligungen (sofern hohe Sachwerte dahinterstehen), Rohstoffe und Edelmetalle, aber auch langlebige hochwertige Konsumgüter (Möbel, Uhren) und Kunstobjekte – beweist, daß diese Einsicht bereits bei vielen eingetreten ist. Letztlich steckt dahinter die Tatsache, daß der Euro eine wichtige Funktion des Geldes verloren hat, die des Wertaufbewahrungsmittels. Der Euro ist daher im eigentlichen Sinne kein vollwertiges Geld mehr.

Wer Geld gerade wegen seiner Eigenschaft der Werterhaltung anspart, muß sich nach einem Ersatz umsehen – und das bietet die Sachanlage. Die Umwandlung von Euro-Geldvermögen in Sachvermögen ist allerdings mit dem Nachteil verbunden, damit auf die beiden anderen elementaren Geldfunkti-onen verzichten zu müssen. Geld dient nicht nur zur Werterhaltung, sondern vornehmlich als Zahlungsmittel und Verrechnungseinheit. Wünschenswert wäre es, wenn nun die Sachanlage umgekehrt als Tauschmittel eingesetzt werden könnte, das Sachvermögen als Zahlungsmittel und Verrechnungseinheit verwendbar wäre.

All dies war in früheren Zeiten durch die Verwendung des Sachmittels Gold gewährleistet. In Münzen geprägt diente Gold als Recheneinheit, Tauschmedium und Wertaufbewahrungsmittel. Die spätere Einführung des Papiergeldes bewirkte durch seine Goldbindung – Papiergeld konnte jederzeit in den entsprechenden Goldbetrag umgewandelt werden – eine weitgehende Beibehaltung der Goldgeldfunktionen.

Der Goldstandard der Währung ist allerdings seit 40 Jahren abgeschafft worden. Um heute wieder zu ähnlichen sachwertbasierten Geldfunktionen des Tauschmediums und der Recheneinheit zu gelangen, ist ein entsprechender Appell an die Politiker (beispielsweise den Goldstandard der Währung wieder einzuführen) vergebliches Mühen. Dies würde dem Eingeständnis gleichkommen, daß der Euro gescheitert ist.

Es besteht jedoch die Möglichkeit, eine sachwertbezogene geldähnliche Währung auf privater Ebene zu errichten. Dazu müssen zunächst Sachwerte, nicht nur Gold, sondern auch teilbewertete Immobilien und andere Wertsachen auf eine Sachvermögensverwaltungsgesellschaft (SVVG) übertragen werden.

Diese Organisation bewertet die Sacheinlage mit einer bestimmten Anzahl von Anteilseinheiten, die einem Konto des Anlegers gutgeschrieben werden. Da diese Anteile ein privates Anlagevermögen repräsentieren, könnten sie als PARA-Währung (PARA: Privates Anlagevermögen repräsentierende Anteilseinheit) bezeichnet werden. Der Besitzer kann seine PARA zum Tausch gegen andere Güter verwenden. Dies kann in digitaler Form über eine Art Online-Banking-System erfolgen oder bar nach Ausgabe von PARA-Scheinen – ähnlich wie früher bei Aktien in Form von Tafelpapieren operiert wurde.

Der PARA-Besitzer kann aber auch seine PARA auf dem freien Markt gegen Euro einwechseln. Da sich in den Zeiten der Euro-Inflation der Euro-Wert der Sachanlagen ständig erhöht, wird eine Einwechslung der PARA in Euro im Laufe der Zeit immer höhere Euro-Beträge erzielen. Dadurch kann der PARA den Kaufkraftverlust des Euro ausgleichen. Erfolgt die Sachanlage des Anlegers bei der SVVG mit einer bestimmten Frist, gibt er am Ende der Laufzeit den Gesamtbetrag seiner anfangs erhaltenen PARA zurück und erhält dafür seinen Anteil am Verkauf der Sachanlage, deren Euro-Wert in der Zwischenzeit entsprechend gestiegen ist.

Die Sachvermögensverwaltungsgesellschaft bestimmt die Gesamtmenge des PARA-Geldes. Sie wird reduziert durch den Verkauf von Sachanlagen gegen Euro mit Ausschüttung an die PARA-Besitzer, die dafür die entsprechende PARA-Anzahl zurückgeben. Die Gesamtmenge an PARA wird erhöht, wenn die SVVG neue Sachanlagen gegen Euro erwirbt und dafür Anleger findet, die entsprechende Euro-Geldzahlungen gegen Gutschrift in PARA leisten. Die SVVG könnte auch Sachanlagen direkt vom privaten Besitzer gegen Ausgabe von PARA erwerben, wenn die Werthaltigkeit gesichert ist.

Insgesamt übernimmt die SVVG gewissermaßen die Aufgaben einer Zentralbank, allerdings unter strikter Einhaltung der strengstens sachwertabgesicherten Ausgabe von PARA-Einheiten.

Eine PARA-Währung einzuführen ist ein Akt unternehmerischen Wagemuts. Erste Pläne zur Gründung einer geeigneten Sachvermögensverwaltungsge-sellschaft konkretisieren sich zur Zeit. Eine private Parallel-Währung mit einer Absicherung durch Sachanlagen liegt einfach in der Luft.

 

Prof. Dr. Bernd-Thomas Ramb ist Professor der Volkswirtschaftslehre, selbständiger wirtschaftswissenschaftlicher Berater und Vorsitzender des Beirats der Magna Aurelia Investment GmbH.

www.magna-aurelia.de

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